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Umzüge der Basler Quartiere zur Fasnacht
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Die Umzüge Basler Quartiere dürfen als eine Keimzelle der heutigen Fasnacht gelten. Allerdings waren sie eher Jugendveranstaltungen bei denen das Wehrwesen, manifestiert durch das Mitführen militärischer Ausrüstung, den Schwerpunkt bildete. Zu St.Alban, wo die Vorstadtgesellschaft zum hohen Dolder beheimatet war, fand 1597 erstmals ein solcher Umzug statt.
klopferei

Am Aschermittwoch 1598 führte die Vorstadtgesellschaft zur Mägd in der heutigen St.Johanns-Vorstadt einem Umzug durch. Mit neuen Fahnen, 300 Mitwirkenden und 40 Pferden war er eines Fürstenempfangs würdig. Die Umzüge spiegelten den sozialen Status der Teilnehmer wieder. Voran schritten die Sprosse vornehmer Familien während die Söhne weniger betuchter Eltern weiter hinten folgten.


Gebühren für das Mitmarschieren

Für jene deren Eltern als Hintersassen nicht das Basler Bürgerrecht hatten blieb im Zug nur eine Soldatenrolle. Die Positionen mussten erkauft werden, was sogar für die Kinder ganz am Schluss galt. Damit blieben solche Umzüge zur Fasnacht den Unvermögenden in der Bevölkerung verschlossen. Von einem Umzug der Steinenvorstadt wird 1667 ausführlich berichtet.

Stark vertreten sei die im Quartier ansässige Weberzunft gewesen. Hinter sechzig mit halbem Harnisch und Eisenhelm gerüsteten Mannen folgten 200 Musketiere. Stolz wurde die neue Fahne mit weissem Kreuz, einem Pfeilbündel und dem Motto "Pace et Gloria" mitgeführt. Dreizehn Mann in Kriegerkleidung der Renaissance trugen die Wappen der Eidgenössischen Orte.

Eine Jungfrau symbolisierte die Eintracht. Sie wurde auf dem Barfüsserplatz und dem Marktplatz schützend von den Schildträgern umringt, wie es in der Eidgenossenschaft sein solle. Im Zug führten die Quartiere ihre Symbolgestalten mit sich, wie etwa den Krayenjoggi der Vorstadtgesellschaft zur Krähe im Spalenquartier oder der Greif der Weberzunft des Steinenquartiers.

Letzterer wurde ab 1760 durch drei Eidgenossen ersetzt. Der Esel der Vorstadtgesellschaft zum hohen Dolder wurde im 18.Jh ebenfalls durch drei Eidgenossen ersetzt. Wegen der Brandgefahr nahm die Obrigkeit Anstoss am Abbrennen von Feuerwerk und am Salvenschiessen während der Quartierumzüge. Ein Ärgernis waren aber auch Rivalitäten zwischen einzelnen Quartieren.


Handgemenge und Kolbenhiebe

Eine innige Feindschaft verband im 18.Jh die Steinenvorstadt mit Kleinbasel. Aus dem Jahr 1757 wird von einem Zug der Kleinbasler mit sechs im Harnisch gerüsteten Mannen und den Ehrenzeichen ihrer drei Gesellschaften (Vogel Gryff, Löwe und Wilder Mann) berichtet. Dieser sei am Fasnachtsdienstag gegen 17.00 Uhr am Blumenrain auf den Zug der Steinenvorstadt gestossen.

Ein Kleinbasler der im Steinenquartier Lehrling war wollte vom Steinenzug zum Kleinbaslerzug wechseln, worauf es Streit gab. Rasch waren die Gemüter erhitzt und aus dem Steinenquartier wurden weitere Streithähne herbeigerufen. Die bedrängten Kleinbasler mussten sich ihrer Widersacher erwehren, denn es kam zum Handgemenge - mit Gewehrkolben und gezogenen Säbeln.

Harnischmänner und die drei Ehrenzeichen hätten sich wacker geschlagen und mancher sei mit blutigem Kopf davongezogen. Die Kleinbasler seien als Sieger mit erbeuteten Steinlemer-Gewehren heimgekehrt. Später kam es beim Steinenkloster zu einem Nachgefecht als vier Kleinbasler die ihnen zustehende Weingabe abholen wollten - als Grenadiere eingekleidet mit Säbeln und einem Tambour vorneweg.

Um 1766 wurde festgehalten, dass am Fasnachtsmontag und am Dienstag kostümierte Gruppen der Quartiere umherzogen. Maritalisch bewaffnet gingen sie zu den Häusern von Bekannten und schossen zum Grusse in die Luft. Man belohnte die Fasnächtler mit Küchlein, Zuckerzeug, etwas zu Trinken oder einem Handgeld.

schlachtfeld

Der Seidenhof wo einst der St.Johanns-Schwibbogen stand. Hier gerieten sich 1757 Fasnächtler aus Kleinbasel und dem Steinenquartier heftig in die Haare.

Nutzlose Verbote

Nach wie vor wurden Verbote wider die Fasnacht verhängt. Bereits 1715 hatte man bei Androhung der Todesstrafe Masken und Mummereien als höchst gefährliche Sache untersagt, allerdings ohne Wirkung und Folgen. Am 10.Januar 1756 wurde angeordnet dass es keine Umzüge mehr geben dürfte. Das Verbot wurde 1765 erneuert und 1779 untersagte man in Stadt und Land "für alle Ewigkeit" die Fasnachtsfeuer.

Ein Erlass verbot 1784 das Tanzen und Feiern der Fasnacht, gestattete es jedoch den Kindern. 1785 wurden veritable Razzien durchgeführt. Dabei ertappte man zur Fasnacht in den Häusern der Vorstadtgesellschaften zum hohen Dolder, zur Mägd und zur Krähe wie auch in jenem der Ehrengesellschaft zum Greifen in Kleinbasel Leute beim Tanz. Sie bezahlten einen je einen Gulden Strafe.

Viele Verbote entsprangen hauptsächlich der gepflegten Tradition moralischer Entrüstung angesichts ausschweifender Vergnügungen. Pfarrherren wetterten von den Kanzeln herab über das schändliche Tun zur Fasnacht, und die Obrigkeit glaubte sich verpflichtet, das Volk mit strenger Hand vor sich seiner eigenen Unvernunft bewahren zu müssen.

Alleine das Volk liess sich seine Bräuche weder vom Klerus noch von den Gnädigen Herren nehmen. Mit der Helvetik kam 1798 das Ende der alten Herrschaftsformen. Doch auch die Vertreter der Helvetischen Republik knüpften an den alten Brauch an, die Fasnacht zu verbieten.




Querverweise zur Fasnachtsgeschichte:

>> Die Basler Fasnacht
>> Ursprünge der Basler Fasnacht
>> Der Morgenstreich
>> Der Weg zur Strassenfasnacht
>> Die alten Cliquen 1884 bis 1938
>> Die Entstehung der Guggemusik 1906 bis 1965
>> Der Tambourmajor



Literatur:

Mario Sabatino, Die Vorstadtgesellschaft zur Mägd, 1998, Herausgegeben durch die Vorstadtgesellschaft zur Mägd, Seiten 71 bis 72

René Teuteberg, Das Kloster St.Alban und die Vorstadtgesellschaft zum hohen Dolder, 1992, Christoph Merian Verlag, ISBN 3-85616-050-7, Seiten 59 bis 60

Diverse Autoren, Zwischentöne - Fasnacht und städtische Gesellschaft in Basel 1923-1998, 1998, Buchverlag der Basler Zeitung, ISBN 3-85815-330-3, Seiten 15 bis 16

E.A.Gessler, Basler Wehr- und Waffenwesen im 16.Jh, 116. Neujahrsblatt der GGG 1938, Helbing und Lichtenhahn, Seite 11

Eugen A.Meier, die Basler Fasnacht, 2.Auflage 1986, Herausgegeben vom Fasnachts-Comité, ISBN 3-9060-7200-1, Seiten 45 bis 54

Fritz Meier, Basler Heimatgeschichte, 5.Auflage 1974, Lehrmittelverlag des Kantons Basel-Stadt, Seite 351

Paul Koelner, Die Basler Fastnacht, 1913, Universtitätsbuchdruckerei Friedrich Reinhardt, Seiten 16 bis 20

Eugen A.Meier, Vogel Gryff, 1986, Litera Verlags- und Buchhandels-Aktiengesellschaft, ISBN 3-906701-01-8 Seiten 72 bis 89

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