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Das Holeeschlösschen (Schlossgut Holee)
© by altbasel.ch

Bündtenmattstrasse 1

Bus 36 - Holee

Eigentlich gehört das Holeeschlösschen nicht so recht auf diese Website. Prinzipiell befasst sich altbasel.ch mit der Geschichte und den Baudenkmälern der Stadt Basel, und das kleine Schloss liegt auf Binninger Boden und somit im Kanton Basel-Landschaft. Da es aber geschichtlich und geographisch der Stadt ziemlich nahe steht, sei hier eine Ausnahme gemacht.


Besitz der Chorherren zu St.Leonhard

Im 14.Jh war das Landgut Holee Eigentum des Chorherrenstifts St.Leonhard. Ab dem 16.Jh gehörte es dann grossteils der Basler Dompropstei. Man unterscheidet dabei beim Holeegut zwischen dem Gut der Propstei und einem sogenannten Eigengut, welches 120 Jucharten gross war. Hier habe sich ein älteres Haus erhobenen, bis David Joris unter dem Namen Johann von Brügge das Gut kaufte.

anbau

Das Holeeschlösschen mit seinem markanten Treppenturm, dessen achteckige Oberpartie aus verputztem Fachwerk besteht. Der Turm ist von einem leicht geschweiften Helm gekrönt. Rot angedeutet, der ungefähre Standort des Ostflügels nach einer Zeichnung von Büchel.
Er liess um 1553 das alte Gebäude abbrechen und an seiner Stelle das kleine Schloss errichten. Auch nach dem Tod von David Joris und dem Skandal um sein Doppelleben blieb das Holeeschlösschen im Besitz der Familie. Johann Georg von Brugg, der Enkel des Sektenführers, veräusserte das Landgut schliesslich im Jahr 1591 an Leonhard Respinger. Dieser besass die Liegenschaft bis 1605.

Während langer Zeit war das Anwesen eine Art Gegenstück zum Binninger Schloss. Zum Holeeschlösschen gehörte auch ein Sitz in der Kirche St.Margarethen, wo die Familie Respinger ihr Gesangbuch in einem speziellen Einlagekästchen aufbewahrte. Im Jahr 1605 erwarb Rudolf Stehelin das Holeeschlösschen. Anteil am Schlossbesitz hatte ab 1626 ein Glaubensflüchtling aus der Champagne.


Anbau im 17.Jahrhundert

Es war der Hugenotte Constantin de Rocbine, der im Laufe der Zeit schliesslich das ganze Gut in seine Hand brachte. Zu seiner Zeit wurde vermutlich der Flügel auf der Rückseite angebaut, der heute wieder verschwunden ist. Am 28.März 1663 veräusserte er schliesslich all seine Güter in der Holee an Hans Rudolf Faesch. Der gute Mann hatte sein Amt als Prediger verloren.

Als Prediger hätte Faesch eine zu schwache Stimme gehabt, was ihn sein Amt gekostet habe. Er verdiente danach seinen Lebensunterhalt als Ratsredner und Rathausknecht. Um 1691 kam das Schlossgut in die Hand von Faeschs Schwager Mattias Ehinger. Seine Familie besass das kleine Schloss bis ab 1831 rege Handänderungen folgten.

Mit der Zeit kam zum Flügel der unter de Rocbine entstanden war ein weiterer auf der anderen Seite hinzu. Eine Zeichnung zeigt um 1752 das Gebäude mit dem heutigen Mittelteil aus der Zeit von David Joris. Ein Flügel schliesst dort auf der Ostseite an, wo heute das Türmchen aus der Fassade ragt. Der barocke Flügel auf der Westseite hatte eine Laube und ein Türmchen mit einem Abort.


Streit um Privilegien

Zwar gehörte das Schlossgut bis 1831 der Familie, aber Ehingers besorgten den Unterhalt nicht mehr selber. Sie hatten es vielmehr vermietet, ein Lehensmann führte die Landwirtschaft des Schlossguts, zu dem noch einige Häuser in der nächsten Umgebung gehörten. In jener Zeit gab es oft Differenzen mit der Obrigkeit von Binningen.

Der Eigentümer der Schlosses genoss gewisse Privilegien, so etwa Befreiung von Fron- und Wachtdienst. Diese Rechte glaubten jedoch auch die jeweiligen Mieter des Holeeschlösschens beanspruchen zu können. Darüber kam es 1790 zu derartigen Streitigkeiten, dass sich sogar der Rat von Basel mit der Angelegenheit befassen musste.

details

Zwei Ansichten des Holeeschlösschens von der Bündtenmattstrasse her. Die heute noch erhaltene Partie mit der Treppengiebelfassade und den vorstehenden Stützmauern zeugt vom ursprünglichen Bau des 16. Jahrhunderts.
Von jenen alten Gebäuden in der Umgebung des Schlosses steht nur noch das Haus am Holeerain Nr.42 welches ein dreigeteiltes Fenster zur Stadt hin aufweist, wo die Jahreszahl 1642 zu lesen ist. Das Haus befindet sich heute allerdings in einem traurigen Zustand. Nach 1831 war das Schloss für einige Zeit der Landsitz des Herrn Niklaus von Brunn.


Vom Pfarrherrensitz zur Brauerei

Er war von 1810 bis 1846 Pfarrer zu St.Martin und begründete darüber hinaus die Basler Mission. Bevor er nach St.Martin kam amtete er als Pfarrherr von 1795 bis 1804 in Bubendorf und danach in Liestal. Im Jahr 1843 kam das Holeeschlösschen dann in die Hand des Bierbrauers Rudolf de Bary. Er machte daraus eine Bierbrauerei mit Pintenwirtschaft, wo man bis 1929 gemütlich einkehren konnte.

Das kleine Schloss sollte über achzig Jahre Basler Biergeschichte schreiben. Das Löwenfels-Bier war in Basel als der kräftigste der lokalen Gerstensäfte bekannt. Es wurde zunächst von 1835 bis 1852 von Heinrich Specker gebraut, dem bis 1873 Rudolf Brändlin als Brauer folgte. Auch das Holeeschlösschen wurde in die Produktion und Lagerung des Biers miteinbezogen.

Brändlin liess einen Lagerkeller in den Hang bauen, von dem man später glaubte, dass dies ein Geheimgang aus den Tagen des David Joris sei. Das Löwenbräu genoss einen ausgezeichneten Ruf in Basel, bis man so ungeschickt war einen offenbar besonders begabten Braumeister zu entlassen, woraufhin das Ansehen des Biers in den Keller sank.

Anno 1901 erwarb die Salmenbrauerei Rheinfelden das Schloss. Nach dem Ende des Wirtschaftsbetriebs wurde um 1930 der Barockflügel mit dem Aborttürmchen abgerissen. Auch der andere Flügel gegen Westen ist heute verschwunden. Um 1971 trug man sich zeitweise mit dem Gedanken das Gebäude als Lokal für eine Bürgerstube und ein Heumatmuseum zu nutzen, was aber nicht geschah.


Ein paar Schritte vom Bus entfernt

Die Salmenbrauerei war bis ins Jahr 1973 Eigentümerin des Schlossguts Holee, welches heute renoviert ist und sich wieder weitgehend als jenes Baudenkmal präsentiert, der im 16.Jh im Auftrag von David Joris errichtet wurde. Man kann das Schlösslein jenseits des Dorenbachs in wenigen Gehminuten ab der Bushaltestelle Holee erreichen.




Querverweis zu Binningen:

>> Schloss Binningen

>> Der Kirchhof von St.Margarethen

Querverweis zur Geschichte des Schlossguts:

>> David Joris (Bauherr des Holeeschlösschens)



Quellen:

primär genutzte

Hans-Rudolf Heyer, Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft, Band 1 - der Bezirk Arlesheim, 1969, Birkhäuser Verlag, Seite 237 bis 238

Fritz Hauswirth, Burgen und Schlösser der Schweiz, Band 7, Basel-Landschaft - Basel-Stadt - Solothurn, 1971, Neptun Verlag, Seiten 18 bis 20

Das Bürgerhaus in der Schweiz, Band XXIII - Kanton Basel-Stadt, 3.Teil und Kanton Basel-Land, 1931, Orell Füssli Verlag, Seiten 63 bis 64 sowie Tafeln 96 bis 97


sekundär genutzte

Eugen A. Meier, Basel Einst und Jetzt, 3.Auflage 1995, Buchverlag Basler Zeitung, ISBN 3-85815-266-3, Seite 164

C.A.Müller, Baselbieter Bau-und Siedlungsgeschichte,1967, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Seite 43

Karl Gauss, Basilea Reformata, 1930, Verlag der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft, Seite 157

Eugen A. Meier, Basel in der guten alten Zeit, 1972, Buchverlag Basler Zeitung, ISBN 3-7643-0641-6, Seite 34

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