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Die Zunft zu Hausgenossen
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Zum Kreis der sogenannten Herrenzünfte zählt man die Zunft zu Hausgenossen. Die Angehörigen einer Herrenzunft gehörten einst zu jener Standesschicht die zwischen den Achtburgern an der Spitze und den Handwerkern unter ihnen lagen. Daher findet man die Herrenzünfte traditionell als erste in der offiziellen Rangordnung. Dies begegnet uns schon in der ältesten erhaltenen Ratsbesatzung von 1357, wo an zweiter Stelle die Zunft zu Hausgenossen auftritt.

Ihren Ursprung hat die Zunft bei den Wechslern die im 13.Jh dem Silberhandel und dem Geldwechsel nachgingen. Der Bischof von Basel war in Finanzfragen auf die loyale Mitarbeit der Wechsler angewiesen. Vermutlich versahen sie anfangs ihr Amt direkt im Dienste des Bischofs, der seit dem 11.Jh das Münzregal unter sich hatte. Quasi zum Haushalt des Bischofs zählend, sollen sich die Wechsler daher gerne als seine Hausgenossen bezeichnet haben.


zunfthaus

Die Fassade des Zunfthauses an der Freien Strasse 34 mit den Malereien von Hans Sandreuter aus dem 19.Jahrhundert. Die dreigeteilten gotischen Fenster erinnern an das alte Zunfthaus.

Bestätigung durch den Bischof

Der Name Hausgenossen erscheint im späten 13.Jh in den Urkunden welche die Tätigkeiten und Pflichten der Wechsler schriftlich festhalten. 1289 bestätigte Bischof Reich von Reichenstein den Wechslern ihre Satzungen, was heute als Geburtsstunde der späteren Zunft gilt. Das Wechselrecht wurde nur jenen zugestanden, die der Gesellschaft der Wechsler angehörten. Eine kleine Finesse bildete das Detail, dass nur die ehelichen Söhne von Wechslern aufgenommen wurden, womit sich diese Ämter auf einige Familien verteilten. Die Wechsler unterstanden der Aufsicht eines Münzmeisters der seinerseits ein Dienstmann des Bischofs war.

Unter der Aufsicht des Münzmeisters hatten die Wechsler ein scharfes Auge auf den steten Fluss des Geldes in Basel. Sie mussten falsche und ungültige Münzen einziehen und jene Personen zur Rechenschaft ziehen, die solches Geld auf sich trugen. Zudem mussten sie den Feingehalt von Edelmetall prüfen. Die Wechsler betrachteten den Handel mit Silber als ihre ureigene Dömane, was sie unter anderem von den Goldschmieden trennte.


Die Goldschmiede in der Zunft

Die Goldschmiede waren ebenfalls dem Münzmeister untertan, gehörten jedoch nicht der Gesellschaft der Wechsler an. Da die Wechsler den Handel mit Silber kontollierten, war den Goldschmieden der Besitz einer Silberwaage und der Handel mit dem Edelmatall einzig unter strengen Auflagen gestattet. Erst als im 14.Jh die Macht des Bischofs allmählich zugunsten der Zünfte und Bürger geschmälert wurde, fanden Wechsler und Goldschmiede langsam zueinander.

Die Wechsler waren aufgrund ihrer speziellen Rechtsstellung wahrscheinlich nie mit einem Zunftbrief ausgestattet worden. Mit der Zeit ging aus der Gesellschaft eine zunftartige Vereinigung hervor. Ab etwa 1336 erschienen die Hausgenossen mit eigenen Abgeordneten im Rat, gleich den Zünften. 1373 verpfändete Bischof Jean de Vienne der Stadt das Münzrecht, womit der Münzmeister nicht mehr ihm sondern dem Rat der Stadt unterstand. Im Rat waren die Hausgenossen ab 1382 mit einem eigenen Zunftmeister vertreten. Das Machtgefüge hatte sich verschoben und die Wechsler galten nunmehr als Zunft und gewannen an Stärke und Einfluss.


Wenig Mannschaft für den Wehrdienst

Da der Kreis der Hausgenossen personell eher beschränkt war, taten sie sich auch schwer mit dem Erfüllen der Wachtpflicht, die den Zünften übertragen war. Ihnen war zusammen mit der Zunft zu Safran der Abschnitt der äusseren Stadtmauer vom Aeschentor bis zum Steinentor anvertraut. Damit sie ihren Pflichten bei der Bewachung und Verteidung der Stadt besser nachkommen konnten, wies ihnen der Rat zum Ende des 14.Jh definitiv die Goldschmiede sowie die Kannengiesser und die Hafengiesser zu. Trotz des Zuwachses zählte die Mannschaft der Zunft inklusive der Knechte im Jahr 1445 keine vierzig Mann.


zunfthaus 2

Der Eingang des Zunfthauses an der Freien Strasse 34 zeigt deutlich welche Zunft hier ihren Sitz hat. Ausserdem ist das Jahr zu erkennen, in dem das 1893 abgetragene Zunfthaus erstmals erwähnt wurde.

Bald folgten unvermeidliche Reibereien zwischen den Wechslern und den zugeteilten Handwerkern innerhalb der Zunft. Die Vereinigung in einer Zunft sollte gemeinsamen Wohlstand während des Konzils zu Basel bringen. In der Zeit zwischen 1431 und 1448 wurde Basel zum Treffpunkt zahlloser kirchlicher und weltlicher Würdenträger, und mit ihnen kam Geld und Prunk nach Basel. Die verschiedenen Fachleute innerhalb der Zunft hatten Hochkonjuktur im Dienste eigener und fremder Herren, die sich gegenseitig mit allerhand Glänzendem überbieten wollten. In der Zeit um die Reformation konnte die Zunft zu Hausgenossen namhafte Mitglieder in ihren Reihen begrüssen.


Namhafte Zunftbrüder

Der bekannte Künstler Urs Graf wurde als Goldschmied 1512 zu Hausgenossen zünftig und amtete um 1514 als Stubenmeister. 1533 wurden alle privaten Wechslerläden durch Ratsbeschluss zugunsten des staatlichen Stadtwechsels geschlossen, womit das Ende der Wechsler besiegelt war. Die Keimzelle der Zunft zu Hausgenossen verschwand aus der Gewerbewelt Basels. Dafür fanden sich bald Zunftbrüder anderer Berufsrichtungen in den Reihen zu Hausgenossen, unter ihnen etwa Jünger Gutenbergs, die als Drucker in der Wahl ihrer Zunft frei waren. Einer der bekanntesten von ihnen war Henric Petri.

Im 16.Jh erreichte die Zunft zu Hausgenossen ihre Glanzzeiten. Nach der Reformation fanden sich unter ihren Zunftbrüdern nebst den aussterbenden Wechslern auch Münzer, Goldschmiede, Juweliere, Kannengiesser, Hafengiesser, Glockengiesser, Büchsengiesser, Buchstabengiesser und Akademiker. Die Sechser der Zunft kontrollierten die Waagen und Gewichtsteine aller Händler die mit Silbergewichten arbeiteten. Immer mehr trat jedoch die Sicherung der eigenen Interessen in den Vordergrund, der Kampf gegen unerwünschte Konkurrenz und gegen Zuwanderer desselben Gewerbes.


Zu Ehren eines niederländischen Prinzen

Trotz der Zugehörigkeit zu den Herrenzünften erging es der Zunft zu Hausgenossen wie den Handwerkern - sie wurde von den Händlern und Kaufleuten zum Schlüssel und zu Safran in ihrer Bedeutung überholt. Deswegen verlumpte die Zunft jedoch keineswegs, denn sie konnte stets auf die innige Beziehung bauen, welche die Zunftbrüdern zu ihr pflegten. So liess etwa der pensionierte Generalmajor Hieronymus Linder im 18.Jh der Zunft zu Hausgenossen 2000 Pfund in die Kasse fliessen. Der Haudegen hatte bis 1760 in niederländischen Diensten gestanden und im Zusammenhang mit seiner Spende gedenkt man seit 1929 mit dem "Oranienmähli" dem Geburtstag des damaligen Prinzen Wilhelm V. von Oranien.


Landvogt und Revolutionär

In den Tagen der Französischen Revolution war der letzte Landvogt von Riehen Zunftmeister zu Hausgenossen. Johann Lukas Legrand war ein Verehrer Voltaires und den Ideen der Revolution sehr geneigt. 1798 wählte man in ins Direktorium der Helvetischen Republik, womit er als erster Basler einer nationalen Regierung angehörte. Er lud, im Zeichen der vom Rat abgelehnten Gleichberechtigung, Bürger aus Stadt und Landschaft auf Neujahrsabend 1797/98 auf die Zunftstube zu einem gemeinsamen Bankett ein.

Es wurde auch der nach dem Zunfthaus benannte "Club zum Bären" gegründet, dessen hohes Ziel die Bewahrung bürgerlicher Eintracht war. Die Zunft zu Hausgenossen billigte im Januar 1798 alle Forderungen welche die nach Freiheit strebende Landbevölkerung stellte, und machte sich somit in herausragender Weise für deren Rechte stark, was nicht allerorten in der konservativen Stadt gerne gesehen war.

In der folgenden Zeit der Helvetik wurde in Basel der uralte Zunftzwang abgeschafft, und nach 1815 fanden sich die Zünfte erheblich eingeschränkter wieder, als zwei Jahrzehnte zuvor. Ab 1830 hatten die Zünfte dem Rat Basels ihre Jahresrechnung vorzulegen. Die Goldschmiede verloren bei der Umstellung auf französische Masse und Gewichte 1837 ihre Kontrollfunktionen, und 1875 brachte die kantonale Verfassungsrevision den Verlust der Sitze im Grossen Rat für alle Zünfte. 1880 wurde ihnen schliesslich das Vormundschaftswesen entzogen, so dass man sich seither der Traditionspflege und der Wohltätigkeit widmete.


zunftstube

Dieses heitere Bärentrio ist an der Falknerstrasse neben dem Blumengeschäft Dufour, etwas versteckt im Hauseingang, zu finden. Es kündet mit den drei Wappentieren vom 1932/33 errichteten Hinterhaus des Zunftsitzes.

Das Zunfthaus an der Freien Strasse

Die Korrektion der Freien Strasse machte 1893 den Abriss des alten Zunfthauses notwendig. In den ersten Jahrzehnten des 14.Jh war die Wechsellaube mit ihrer Wechselbank beim Fischmarkt der Mittelpunkt des Gesellschaftslebens der Wechsler. Die Goldschmiede ihrerseits besassen seit 1363 die Liegenschaft "ze Rinach" am heutigen Nadelberg 1. Zwischen 1377 und 1388 soll die Zunft zu Hausgenossen das zwischen Birsig und Freien Strasse gelegene Haus mit der heutigen Liegenschaft Nummer 34 erworben haben.

Überliefert sind von dem Haus die alten Namen "zum schwarzen Bären", "zum Grauen Bären" und "zum Scherben". Als zu Beginn die Zunft hier ihre Trinkstube einrichtete, trug das Haus einen der Bärennamen, weshalb dieses Tier seither im Wappen zu Hausgenossen erscheint, und wo der Name "Bärenzunft" seine Wurzeln hat. Der Umbau des Hauses um 1520 brachte starke gotische Stilelemente mit sich. Der Hof des Zunfthauses zu Hausgenossen hatte einen Brunnen der sein Wasser aus eigener Quelle bezog, die bei der Erneuerung 1804 neu gefasst wurde.

Das Zunfthaus verfügte über eine eigene Rüstkammer um die wehrpflichtigen Zunftbrüder auszustaffieren. Es gab auch eine Esse wo man Silber ausglühte wenn das Edelmetall geprüft wurde. Vorübergehend befand sich im Erdgeschoss ein Tanzboden und zum qualmenden Beisammensein konnten sie die Zunfbrüder in ein spezielles Tabakkämmerlein zurückziehen. Erhebliche Umbauarbeiten am Haus erfolgten laut den Rechnungsbüchern um 1576. Rund hundert Jahre später, Anno 1672, wurde Zunftstube kunstvoll mit allerhand Wand- und Deckenmalerei verziert, wofür man stattliche 130 Gulden auszugeben gewillt war.

Die hübsche Summe von hundert Louis d'or spendierten Vorgesetzte 1767 zur Schonung der Zunftkasse für Mobiliar in französischem Stil. In jenen Tagen wurden die meisten Räume im Erdgeschoss während der Messe an auswärtige Kaufleute vermietet. Im 19.Jh entstanden dort permanente Läden und Lagerräume. Um 1888 erfuhr die Fassade des Zunfthauses eine Renovation. Die gotischen Fenster wurden verändert und im ersten Stock kam ein Erker hinzu. Ferner wurde sie mit Darstellungen von der Hand des bekannten Malers Hans Sandreuter geschmückt. Sie zeigten einen antiken Reigen und eine Tafelrunde der Renaissance, in der sich der Künstler selber verewigte.


Das neue Zunfthaus

Unheilvoll kam schliesslich die 1891 beschlossene Korrektion der Freien Strasse daher. Sie forderte 1893 den Abriss des alten Zunfthauses, wofür man der Zunft zu Hausgenossen 48'000 Franken Entschädigung zugestand. Geplant von Leonhard Friedrich, entstand in der Folge auf der neuen Baulinie das neue Zunfthaus an der Freien Strasse 34. Der grosse Zunftsaal lag nun hinter einer spätgotischen Fensterfront die aus Maulbronner Sandstein geschaffen wurde. Insgesamt orientierte sich der Neubau am alten Zunfthaus vor 1888. Einen Erker gab es auch nicht mehr.

An der Fassade des am Aeschermittwoch 1895 eingeweihten Zunfthauses verewigte sich erneut Hans Sandreuter. Bis heute kann man die vier allegorischen Gestalten mit den Bären als Zeichen der Zunft zu ihren Füssen sehen. Im Jahr 1937 erfuhr der Zunftsaal eine durch den Architekten Otto Burckhardt inspirierte Umgestaltung zum "französischen Festsaal". Das Hinterhaus wurde bereits 1932/33 als Neubau erstellt. Die Bärenstube, das Vorgesetztenzimmer sowie das dritte und das vierte Stockwerk wurden 1976 umgestaltet.

Ein Brauch der bis heute gepflegt wird, ist seit 1884 der abwechselnde Besuch der beiden andern nächstliegenden Herrenzünfte Zum Schlüssel oder Zu Safran am Abend des Aeschermittwoch, nach dem vorangegangenen Zunftmahl. Begleitet wird die Zunft zu Hausgenossen dabei von ihrem Wappentier dem Bären.




Literatur:

E. Blum und Th. Nüesch, Basel Einst und Jetzt, Eine kulturhistorische Heimatkunde, 1913, Verlag Hermann Krüsi, Seite 74

Robert Schiess, Die Zunft-und Gesellschaftshäuser der Stadt Basel, 2001, Schwabe & Co AG, ISBN 3-7965-1889-3, Seiten 22 bis 23

Gustav Adolf Wanner, Zunftkraft und Zunftstolz, 1976, Birkhäuser Verlag, ISBN 3-7643-0856-7, Seiten 62 bis 68

Paul Koelner, Basler Zunftherrlichkeit, 1942, Birkhäuser Verlag, Seiten 54, 126 bis 131 und 197 bis 199

Eugen A. Meier, Basel in der guten alten Zeit, 1972, Buchverlag Basler Zeitung, ISBN 3-7643-0641-6, Seite 78

Othmar Birkner/Hanspeter Rebsamen, Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850-1920: Basel, 1986, Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Seiten 116 und 154

André Salvisberg, Die Basler Strassennamen, 1999, Christoph Merian Verlag, ISBN 3-85616-104-X, Seite 270

Eugen A.Meier, Verträumtes Basel, 1974, Birkhäuser Verlag, ISBN 3-7643-0730-7, Seite 54

Website der Zunft zu Hausgenossen

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