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Kirchhof der Johanniter
© by altbasel.ch

St.Johanns-Vorstadt 84 bis 92

Tram 11 - St.Johanns-Tor/Johanniterbrücke

Bus 30 - Johanniterbrücke


Begräbnisplatz des Ordens

Erstmals erscheint die Kommende (eigener Verwaltungsbezirk) der Johanniter in Basel 1206. Sie lag weit vor dem damaligen Kreuztor am Blumenrain, wo die Stadt damals endete. Mit der Zeit sollte der Orden der aufkeimenden Vorstadt ihnen Namen geben. 1219 schlossen die Johanniter mit dem Leutpriester St.Peters einen Vergleich über die Ausübung geistlicher Funktionen ihrer Kapelle.

Diese Kapelle stand etwa dort wo sich heute die Liegenschaft St.Johanns-Vorstadt 92 befindet. Gleich daneben liegt heute ein Hof der einst als Begräbnisplätz des Ordens diente. Offenbar investierte der Orden nicht viel Aufwand in sein Gotteshaus. Die Kapelle wurde nämlich bis im 17.Jh. solchermassen baufällig, dass ihr Langhaus im Jahr 1680 abgerissen werden musste.

Der verbliebene Chor der Kapelle sei um 1745 unbenutzbar gewesen. Ein Teil davon stürzte 1775 sogar ein. Was von der schwer vernachlässigten Johanniterkapelle noch übrig war, wurde danach abgerissen. Das letzte Gebäude der Kommende, das sogenannte Ritterhaus, brach man 1929 ab. Schuttreste einiger Bauten kamen noch 1989 bei Sondierungen am St.Johanns-Rheinweg ans Licht.

Als Folge des Vergleichs von 1219 erhielt St.Peter eine Schenkung wofür das Gotteshaus die Pfarrechte des Ordens der Johanniter anerkannte; der Beginn der Sondergemeinde St.Johann mit eigenem Begräbnisrecht. Die Kommende hatte nun das Privileg, Laien auf eigenem Boden beizusetzen. Hierzu wurde der kleine Friedhof der Kapelle genutzt, der zuvor exklusiv dem Orden diente.

johanniterkirchhof

Die Kommende der Johanniter um 1641. Kapelle in der Bildmitte. Direkt am Rhein das 1929 abgerissene Ritterhaus. Weiss hervorgehoben (links neben der Kapelle) der Kirchhof. Rechts am Rand das St.Johanns-Tor | Stich von Matthäus Merian

Mit dem neuen Privileg war es möglich geworden, Leuten die nicht das Gelübde des Ordens abgelegt hatten aber für diesen arbeiteten, einen Bestattungsplatz im Schoss der Kommende zu bieten. Wer draussen bei den Johannitern lebte und in ihren Diensten stand, konnte nun auch bei ihnen ein Grab bekommen anstatt zu St.Peter im nächsten Kirchsprengel bestattet werden zu müssen.

Erzwungene Öffnung nach der Reformation

Der Johanniter-Friedhof stiess später direkt an die 1398 vollendete rheinseitige Partie der neuen Stadtmauer. Ein Mauerstück sei während eines Sturms mit Hagelwetter in der Nacht des 22. Juni 1403 in den Kirchhof hinein umgestürzt. Die Reformation 1529 liess den Johannitern zwar ihre Besitztümer, nahm ihnen aber ihre geistlichen Privilegien. Dies brachte Änderungen für den Friedhof.

Im Jahr 1541 wurde festgehalten, dass die Begräbnisstätte des Ordens nunmehr auch zur Beisetzung für Hintersassen (Niedergelassene ohne Bürgerrecht) und Dienstvolk der Neuen Vorstadt (Hebelstrasse) und der St.Johanns-Vorstadt dienen sollte. Die Johanniter sahen ihr altes Privileg des eigenen Friedhofs durch die behördliche Öffnung für Verstorbene niederen Standes verletzt.

Die Folge war ein Konflikt zwischen dem Rat von Basel und den Johannitern, die nach wie vor auf ihre verbrieften weltlichen Rechte bestanden. Erfolg hatte Orden in der Jahrhunderte dauernden Auseinandersetzung nur wenig. Zuletzt pochten er 1767 vergebens auf seine alten Privilegien. Aus dieser Perspektive brachte eventuell der Verlauf eines nahen Grundstückes Erleichterung.

Verschwunden mitsamt den Ordensgütern

Der Orden verkaufte der Stadt 1771 einen Kohl- und Rebacker auf der anderen Strassenseite damit diese dort einen allgemeinen Friedhof für die Vorstadt einrichten konnte. Ob dieser dem alten Kirchhof die erhoffte Befreiung von fremden Bestattungen brachte ist so unklar wie die weitere Geschichte des Ordensfriedhofs. Vermutlich endete sie 1806 mit dem Verlauf der Güter der Johanniter.

Nach dem Abriss der Ritterhauses 1929 verschwand praktisch die letzte Spur des Ordens. Dennoch blitzte vereinzelt der Friedhof der Johanniter bis in die Neuzeit, wenn im Boden gegraben wurde. In der Grünanlage im Hof der Liegenschaften StJohanns-Vorstadt 84 bis 92 entdeckte man 1984 ein Dutzend Gräber bei der einstigen Kapelle und 1990 kamen verstreute menschliche Knochen an den Tag.

johanniterkirchhof

Der Hof der Liegenschaften St.Johanns-Vorstadt 84 bis 92 von der Strasse her gesehen. Hier befand sich früher der Johanniter-Kirchhof. | Aufnahme von 2024

Zusammenfassung

Die im frühen 13. Jahrhundert erstmals erwähnte Basler Niederlassung der Johanniter erlangte nach Verhandlungen mit der zuständigen Pfarrkirche St.Peter das Recht, zur Bestattung von Laien auf dem Friedhof des Ordens. Die Stadt erzwang nach der Reformation seine Öffnung für ordensfremde Verstorbene. Mit dem Verkauf der Ordensgüter 1806 endete wohl die Friedhofsgeschichte.




Beitrag erstellt 18.11.05 / überarbeitet 18.01.24

Quellen:

Casimir Hermann Baer, "Kapelle und Haus der Johanniter", publiziert in Die Kunstdenkmäler Basels, Band 3, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Verlag E. Birkhäuser & Cie AG, Basel, 1941, Seiten 430, 432 bis 444

Paul Koelner, Basler Friedhöfe, Verlag der National-Zeitung, Basel, 1927, Seiten 58 bis 59

Kaspar Richner, "Ein Längsschnitt durch die St. Johannsvorstadt", publiziert im Jahresbericht 1991 der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt, Herausgegeben von Rolf d'Aujourd'hui, Basel, 1994, ISBN 3-905098-12-1, Seiten 151 bis 158 mit vergleichenden Fundplänen

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