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Die Liegenschaft "zur Mägd"
© by altbasel.ch

St.Johanns-Vorstadt 29

Tram 11 - Johanniterbrücke / Bus 30 - Johanniterbrücke

Einst ein Haus des Bischofs

Die als Haus "zur Mägd" bekannte Liegenschaft an der St.Johanns-Vorstadt findet bereits im Jahr 1313 Erwähnung. Ursprünglich soll es dem Bischof von Basel gehört haben, der es Hartmann von Eptingen als Lehen überliess. 1357 soll Margarethe, die Tochter der Minnesängers Rüdiger Manesse aus Zürich, das Haus an die Beginen (religiöse Frauengemeinschaft ohne Ordensanschluss) verkauft haben.

Im Jahr 1361 erscheint merkwürdigerweise ein Heinrich Fröwler, der das von den Beginen weiterhin bewohnte Haus veräussert haben soll. Damals wurde auch der Name "Haus zu Colmar" genannt. Das Historische Basler Grundbuch belegt den Namen "Haus zu Megten" erstmals für das Jahr 1366. Die Beginen nutzten das Haus für einige Zeit offenbar als Beginenhof, ähnlich einem Kloster.

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Links Das Haus "zur Mägd von" 1899/1900. Man erkennt wie es in der Fassadenflucht zurücksteht. Rechts Wappen der Vorstadtgesellschaft mit Fisch, Krone und Pfeilen.
Ein neuer Hausname erscheint

In den Tagen als die Beginen auftraten scheint der Hausname gewechselt zu haben. Wie bereits angesprochen, ist in den frühen Nennungen von einer Mehrzahl von Mägden im Hausname die Rede. Obwohl der spätere Name "zur Mägd" immer wieder auf die Jungfrau Maria zurückgeführt wurde, wäre ein Bezug auf die Beginen wegen der historischen Umstände plausibler.

Die im 13.Jh gewachsene St.Johanns-Vorstadt geht zurück auf zwei Kerne. Die Siedlung um das Kloster der Dominikaner (Predigerkloster) lag direkt vor der alten Stadtmauer. Die Siedlung um die Niederlassung der Johanniter befand sich dagegen weit draussen vor dem Kreuztor. Die Siedlungen wuchsen mit der Zeit zur Vorstadt zusammen. Dazu kam vor 1304 die Niederlassung der Antonier, neben dem Haus zu Colmar.

Das Haus zur Mägd (zu Colmar) wurde bei der Entstehung der Vorstadt als Teil der Siedlung um die Kommende der Johanniter erbaut. Zünfte gab es in den Vorstädten nicht, aber es bildeten sich Gemeinschaften von Berufsleuten die sich in den Vorstadtgesellschaften vereinigten. Zu St.Johann war dies die Gesellschaft zur Mägd, benannt nach der Liegenschaft die sie als Gesellschaftshaus erwarb.


Sitz der Vorstadtgesellschaft

Die Fischer und Schiffleute erwarben im Jahr 1517 vom Wechsler Christian Knopf und seiner Gattin Barbara für 180 Gulden das Haus zur Mägd. Erstmals trat damit im Zusammenhang mit dem Haus die Vorstadtgesellschaft auf. Die Urkunde zum Hauskauf ist auf den 21.März 1517 datiert und hält fest, dass Haus, Hofstatt und der Garten zur Lottergasse hin den Besitzer wechselten.

Mit dem Kauf des Hauses zur Mägd hatte die Vorstadtgesellschaft wohl ein Gesellschaftshaus erworben. Allerdings hatte sie sich damit auch finanzielle Belastungen eingehandelt, so dass bald der Garten hinter dem Haus verkauft werden musste. Zur Unterstützung der Gesellschaft erlaubte ihr der Rat der Stadt das Einziehen verschiedener Gebühren.

Die finanzielle Lage der Vorstadtgesellschaft blieb weiterhin schlecht, was auch seine Spuren beim Haus hinterliess. Das Haus befand sich wohl bereits vor dem Kauf 1517 in einem traurigen Zustand, was sich bei den dünnen Finanzen in den kommenden Jahrzehnten kaum geändert haben dürfte. Bis zur Jahrhundertmitte sei es schlimmer geworden.


Ein prominenter Gast

Trotz des schäbigen Zustandes des Hauses pflegte die Gesellschaft zur Mägd darin ihre Versammlungen und Bankette. Besonders erwähnt sei ein Festmahl zu Ehren Hans Holbeins im Jahre 1538. Der berühmte Maler besass zwei Häuser in der Vorstadt und wurde bei einem seiner wenigen Aufenthalte in Basel würdig im Haus zur Mägd empfangen.

Der Schreiber des ersten Gesellschaftsbuches hielt für 1560 fest, dass man besorgt war, dass der Dachstuhl bei starkem Wind einbreche. Mensch und Tier hätten in dem Haus umkommen und jämmerlich verderben können. Auch die Inneneinrichtung sei heruntergekommen gewesen. Um die laufende Renovierung abzuschliessen verschuldete man sich am 1.Mai 1560 sogar.

Erneut musste die Gesellschaft den Rat um Unterstützung angehen. Dieser bestätigte ihr die früher eingeführten Abgaben des Gewerbes und gestattete die Erhebung weiterer Gebühren. Das in die Kasse fliessende Geld brachte eine Verbesserung der heiklen Situation. Allerdings blieben die Verhältnisse im Haus weiterhin eher schlicht.


Schlichte Verhältnisse

Es gab nicht viele Räume im einstöckigen Haus zur Mägd. Neben der grossen Stube (später Wappensaal) hatte es im ersten Stock noch die kleine Stube und ein Kämmerlein. Im Erdgeschoss befand sich die Küche. Dies waren die durch die Gesellschaft genutzten Räume. Die anderen Räumlichkeiten wurden wohl durch den Stubenknecht genutzt.

Das erste greifbare Inventar der Gesellschaftsstube im Haus zur Mägd wurde am 6.Oktober 1575 durch den abtretenden Stubenknecht Galli Jenni zuhanden seines Nachfolgers erstellt. Es spiegelt die Verhältnisse jener Tage wieder. Da gab es etwa zwölf gute und schlechte Tische sowie elf gute und schlechte Stühle. Offenbar war es zu teuer, schadhafte Stühle zu ersetzen.

In der Zeit ab 1575 scheint es jedoch merklich aufwärts gegangen zu sein, denn das nächste Inventar von 1599 nahm sich würdiger aus. In den Jahren 1595 und 1596 konnten grosse Beträge für Umbauarbeiten des Hauses ausgegeben werden. Die Hausfassade erhielt vermutlich zu jener Zeit eine Wandmalerei. Einerseits war dies ein Krieger im Stile des 16.Jh mit Brustharnisch und weiss-rot geflammter Fahne.

Zum anderen konnte man das Bildnis der Jungfrau Maria dort sehen. Die Heilige trug das Gesellschaftswappen mit Fisch, Pfeilen und Krone. Der Fisch stand für die Schiffleute (Hümpeler). Die Krone symbolisierte die hoheitlichen Rechte der Mägd über die Fischer, die Pfeile standen für die Wehrbereitschaft, wie sie auch in den Zünften gepflegt wurde.


Von einem Bäcker und einer Kegelbahn

Im Vogelschauplan von Matthäus Merian von 1615 zeigt sich das alte Gesellschaftshaus zur Mägd als traufständiges Doppelhaus mit Erd- und Obergeschoss. Ein Hinterhaus mit einem Geschoss erhebt sich da im Garten. Im Laufe der Zeit beschloss die Vorstadtgesellschaft ungenutzte Räume des Hauses zur Mägd zu vermieten.

Ein Vertrag von 1720 belegt, dass der Bäcker Hans Georg Biermann Keller und Kohlhaus gegen Entgelt nutzte. Um ihren Feuerwehrpflichten nachzukommen, verfügte die Gesellschaft auch ein im 19.Jh belegtes Spritzenmagazin im Erdgeschoss des Hauses. Im Hof gab es beidseitig Nebengebäude und um 1830 wurde dort auch eine Kegelbahn eingebaut.

Um 1823 wurde im Rahmen einer Renovation der schadhaft gewordene Dachstuhl erneuert. Das Baubudget von 300 Franken wurde dabei etwas überschritten, denn am Schluss kostete die ganze Sache 480 Franken. Im Jahr 1838 plante man eine umfassende Renovation am Haus zur Mägd. Allerdings wurde dieses Projekt nie in die Praxis umgesetzt.


Im Saal wurde gefochten

In den 1840er Jahren wurde der grosse Saal vom Stubenverwalter Carl Schmidt zeitweise für Fechtübungen genutzt. Die Vorgesetzten der Gesellschaft waren diesem Ansinnen gegenüber zunächst mit Skepsis begegnet. Schliesslich erlaubte man Schmidt das Fechten dort, wobei er aber für alle eventuellen Schäden am Haus aufzukommen hatte.

Angesichts der nahenden Jahrhundertwende hielten vermutlich die Vorgesetzten der Geschellschaft den Augenblick für gekommen, einen Neubau des Hauses ins Auge zu fassen. 1899 wurde das Bauprojekt Realität. Man entschied sich für das Projekt der Architekten Müller & Hess, welches ein traufständiges zweigeteiltes Haus mit drei Geschossen vorsah.

Zwar musste der ursprünglich in Rhombusform vorgesehene Saal auf Geheiss der Vorgesetzten der Gesellschaft binnen zwei Wochen in einen rechteckigen Raum umgeplant werden, doch im Gesamten überzeugte das Projekt. Am 1.Februar 1899 versammelte sich die Vorstadtgesellschaft zur Mägd zum letzten Mal in ihrem alten Haus.


Das heutige Haus

Im Laufe eines Jahres entstand das heutige Haus zur Mägd, welches am 9.Juni 1900 eingeweiht werden konnte. Merkwürdigerweise stand es etwas zurück hinter der Flucht seiner Nachbarhäuser, was bis heute sichtbar ist. Wie die Zeiten änderte sich der Geschmack, so befand der Kunsthistoriker Hans Reinhard (Meister zur Mägd 1971-1975) dass das Haus eher heimelig denn schön anmute.

Das Gesellschafthaus beherbergt heute ein Restaurant neben dem Mägd-Saal und der Holbeinstube, die mit Wandmalereien von Franz Baur versehen ist. Das Haus zur Mägd wurde 1973/74 einer Renovation unterzogen, welche den Saal im ersten Stock, die Wohnungen und die Mansarden sowie Fassade und Dach umfasste. Rund 1,1 Millionen Franken wurden dafür ausgegeben.



Literatur:

Mario Sabatino, Die Vorstadtgesellschaft zur Mägd, 1998, Herausgegeben durch die Vorstadtgesellschaft zur Mägd, (zu beziehen bei E.E.Vorstadtgesellschaft zur Mägd, St.Johanns-Vorstadt 29, 4056 Basel) Seiten 16, 17, 26 bis 29, 63 bis 67, 75, 78 bis 82 und 115 bis 126

Gustav Adolf Wanner, Zunftkraft und Zunftstolz, 1976, Birkhäuser Verlag, ISBN 3-7643-0856-7, Seiten 229 bis 232

Paul Koelner, Basler Zunftherrlichkeit, 1942, Birkhäuser Verlag, Seiten 54, 126 bis 131 und 223 bis 226

Robert Schiess, Die Zunft-und Gesellschaftshäuser der Stadt Basel, 2001, Schwabe & Co AG, ISBN 3-7965-1889-3, Seiten 62 bis 63

F.A.Stocker, Basler Stadtbilder, 1890, H.Georg's Verlag, Seiten 36 bis 43

Dorothee Huber,Architekturführer Basel, 2.Auflage 1996, Herausgegeben vom Architekturmuseum in Basel, ISBN 3-905065-22-3, Seite 193

Othmar Birkner/Hanspeter Rebsamen, Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850-1920: Basel, 1986, Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Seite 207

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