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Der Hattstätterhof
© by altbasel.ch

Lindenberg 12lageplan

Tram- / Bushaltestelle Wettsteinplatz

Eine Ziegelei des 13.Jh

Am Lindenberg steht eines der herausragendsten Baudenkmäler Kleinbasels - der Hattstätter Hof. Das historische Bauensemble beherrscht den Raum zwischen Riehentorstrasse, Lindenberg und dem Oberen Rheinweg. Den Kern der Liegenschaft bildet der um 1501 abgeschlossene Hauptbau mit seinen vier Ecktürmchen und dem Treppenturm an der Südostfassade. Den Namen Hattstätterhof erhielt die Liegenschaft jedoch erst später.

Die Wurzeln des Hattstätterhofs gehen zurück auf einen Ziegelhof des ausgehenden 13.Jh. Im Jahr 1293 war hier Heinrich von Hiltalingen Hausherr. Sein Geschlecht unterhielt im frühen 14.Jh nachweisbar auch einen Ziegelhof an der Rheingasse, so dass zur besseren Unterscheidung der Ziegelhof am Lindenberg als "Oberer Ziegelhof" bezeichnet wurde. 1341 wird festgehalten dass der Hof zwischen dem Lesserstürlein an der Riehentorstrasse und dem Lindenberg liegt.

hattstaetterhof im 17.jh

Diese Ansicht vom Matthäus Merian aus dem 17.Jh zeigt den Hattstätterhof mit seiner Umfriedungsmauer. Man erkennt das ganze Ensemble des Hattstätterhofs welches sich vom Lindenberg bis zum heutigen Oberen Rheinweg erstreckte.
Den Von Hiltalingen folgte das Geschlecht der Schaler als Besitzer des Ziegelhofs. Die Familie scheint eine glückliche Hand im Ziegeleigewerbe gehabt zu haben, vermutlich nicht zuletzt weil ein Brand im Winter 1354/55 fast ganz Kleinbasel einäscherte und 1356 das Grosse Erdbeben Basel heimsuchte. So gross die Katastrophen gewesen sein mögen; der Wiederaufbau bedeutete auch für die Ziegelfabrikation viel Arbeit und lukrative Aufträge.

Aus dem Geschlecht der Schaler begegnet uns namentlich zum Beispiel 1367 und 1371 Konrad Schaler als Besitzer des Ziegelhofs. Zur folgenden Jahrhundertwende herum unterhält die Familie auch den städtischen Ziegelhof. Bis ins 15.Jh hinein wird die Liegenschaft nunmehr durch die Schaler erweitert und abgerundet, so ging nach 1420 etwa das um 1341 noch angrenzende Haus zum Rust, welches dem früheren Rustgässlein seinen Namen gab, im Ziegelhof auf.


Eucharius Holzach und seine Trutzburg

An der Stelle des heutigen Hauptgebäude des Hattstätterhofs erhob sich 1430 ziemlich sicher das urkundlich erwähnte Haus des damaligen Zieglers mit zwei Geschossen. Der Standort des heutigen Gebäudes und Unregelmässigkeiten im Grundriss lassen vermuten dass bei seinem Bau ältere Strukturen eingeflossen sind, die auf einen Vorgängerbau zurückgehen könnten. Der Kleinbasler Schultheiss Konrad Schaler war der letzte Hausherr des Geschlechts.

Er unterhielt noch die Ziegelei, aber nach seinem Tod veräusserten seine Erben die Liegenschaft am Lindenberg 1486 zum Preis von 500 Gulden an den Ziegler Jerg Meyer. Das Jahr 1497 brachte mit Eucharius Holzach einen neuen Besitzer. Dieser war von Beruf Kaufmann und Wechsler, amtete als Schultheiss von Kleinbasel und sass im Rat der Stadt. Er schloss die Ziegelei womit nach rund 200 Jahren die Ziegelherstellung am Lindenberg endete.

Das eindrückliche Hauptgebäude der Hattstätterhofs wie wir es heute kennen geht auf Eucharius Holzach zurück. Untersuchungen am Bauholz des dreigeschossigen Dachstuhls ergaben dass der Umbau des Gebäudes um 1501 oder kurz danach abgeschlossen war. Am Lindenberg war ein stattliches Haus entstanden, mit drei Geschossen, einem Walmdach, einem Treppenturm und den charakteristischen Eckbauten in Gestalt zweier Türmchen und zweier Erker.


Umbauten unter Franz von Mörsberg?

Im Jahr 1518 gab Holzach, den etwa um 1521 das Zeitliche segnete, die Liegenschaft an seinen gleichnamigen Sohn Eucharius weiter, der den Titel eines Doktors führte. In jener Zeit war der Name "Holzach-Hof" für die Liegenschaft gebräuchlich. Nach dem Tod des Doktors 1558 gelangte diese zum Preis von 1800 Gulden in die Hand des betuchten Verwandten Marquard Döbelin, der in der Stadt unter dem vielsagenden Beinamen "Bargeltin" bekannt war.

hattstaetterhof auf dem modell im klingental

Der Hattstätterhof auf dem Stadtmodell im Klingentalmuseum. Das Modell orientiert sich an den Merianplänen des 17.Jh, allerdings entsprechen Fensteranordnung und ausladende Dachtraufen der Zeit nach ca 1800.
Mit dem neuen Eigentümer Döbelin erhielt der vormalige Holzach-Hof den Namen "Zem Diergarten" (Zum Tiergarten). Lange war die Liegenschaft jedoch nicht in Döbelins Hand, denn bereits 1560 veräusserte er sie für 2000 Gulden an den Freiherrn Franz von Mörsberg und Belfort. Am 21.Januar des Jahres 1576 schliesslich kaufte Claus von Hattstatt die Liegenschaft für 3500 Gulden vom Würzkrämer Jakob Frey und dessen Gattin Susanna von Waldkirch.

Über einen Handwechsel seit dem Kauf durch Franz von Mörsberg 16 Jahre zuvor ist nichts bekannt, aber es besteht die Möglichkeit dass Frey und seine Frau das Haus stellvertretend für den Freiherrn verkauften. Der um 1500 Gulden höhere Verkaufspreis lässt vermuten dass unter Franz von Mörsberg die Liegenschaft umgebaut, saniert oder erweitert wurde. Es muss sich etwas getan haben dass diese erhebliche Wertsteigerung seit 1560 rechtfertigt.


Ein illustrer Haudegen wird Hausherr

Claus von Hattstatt war ein bekannter Söldneroberst seiner Tage und führte Truppen in den Diensten Schwedens, Spaniens, Frankreichs und der Niederlande. Das Geschlecht derer von Hattstatt lässt sich zurück bis zum 1162 erstmals genannten Conrad I. verfolgen, der den Beinamen "der Junge" trug. Die Herzkammern der sich im Elsass befindlichen Besitztümer ihrer Herrschaft waren nebst Hattstatt auch Sulzbach, Herlisheim und Weier im Tal.

Seit 1553 unterstand Claus von Hattstatt die umfangreiche Herrschaft die nicht nur im Elsass sondern auch auf deutscher Seite des Rheins Güter besass. Ferner war er Basler Bürger, lebte aber nicht nur in der Stadt am Rheinknie sondern weilte häufig auf seiner auf das Hochmittelalter zurückgehende Burg Hohenhattstatt (heute Ruine Haut-Hattstatt im Elsass). Claus von Hattstatt war ab 1574 auch der Eigentümer des Schlossguts Binningen.

Diese illustre Haudegen im Ruhestand sollte der Liegenschaft auch jenen Namen geben unter dem sie noch heute bekannt ist - Hattstättehof. Im Herbst 1585 verliess der schon länger kränkelnde Claus von Hattstatt seinen Hof in Basel um seine Herrschaft zu besuchen. Es wurde eine Reise ohne Rückkehr, denn am frühen Morgen des 8.Oktobers verstarb der greise Kämpe. Am Tag seiner Bestattung läuteten die Kirchenglocken in allen Orten seiner Herrschaft.


Im Besitz der Familie Burckhardt

Die Stadt Basel erhielt entsprechend dem Testament des Verstorbenen als Haupterbin den Hattstätterhof und dessen Archiv. Neun Jahre später veräusserte Basel die Liegenschaft an Hieronymus Burckhardt. Dieser wurde 1547 geboren und gehört zu den Stammvätern des vornehmen Basler Geschlechts. Als einziger Burckhardt seiner Generation studierte er in Basel hat vermutlich als erster seines Geschlechts Italien bereist, wo er sich in Padua aufhielt.

hautpgebaeude von suedwesten

Blick von Südwesten auf das Hauptgebäude des Hattstätterhofs. Man erkennt die ausladenden Dachtraufen und die regelmässigen Fensterreihen aus der Zeit um 1800 an der Westfassade. (Aufnahme von 2002)
Im Jahr 1574 verliess Hieronymus Burckhardt den akademischen Pfad und trat in die Dienste des Staates. Er wurde Schaffner des Deutschritterordens und verwaltete die nach der Reformation verweltlichten Güter des Ordens im Auftrag der Stadt. Zünftig war er seit 1576 zu Safran und als Meister der Kleinbasler Ehrengesellschaft zum Rebhaus sass er im Rat. Das letztere Amt als Ratsherr weist auch auf seinen Wohnsitz in Kleinbasel hin.

Für fast zweihundert Jahre sollte der Hattstätterhof nun Familienbesitz der Burckhardt bleiben. Mit dem Tode von Andreas Burckhardt endete diese Ära; die Erben des Verstorbenen veräusserten die Liegenschaft an den Fuhrhalter Johann Jakob Iselin. In der Folge entstanden auf dem Areal des Hofes Bauten die man für das gewerbsmässige Transportwesen benötigte, wie etwa Ställe für Pferde, Remisen für Fuhrwerke und Lagerräume für das Transportgut.


Wie der Hof zu seinem Barockportal kam

In das ausgehende 18.Jh fällt auch die Erstellung des prächtigen Gittertors im barocken Stil am Lindenberg. Im 16.Jh, führte noch ein gotisches Spitzbogenportal (Bogen heute sichtbar) durch die seinerzeit wohl mit Zinnen versehene Mauer in den Hof. Der trutzigen Stil in der Hofmauer war mit dem neuen Portal definitiv dem barocken Hang zur Repräsentation gewichen. Nach dem Ableben Iselins erbte dessen Schwiegersohn Achilles Miville die Liegenschaft.

Einige Schritte neben dem Gittertor erhebt sich das Nebengebäude Lindenberg 12a. Seine Ursprünge sind wohl im 17.Jh zu suchen. Damals hatte der heute vermauerte spitze Torbogen noch seine Portalfunktion und das damalige Gebäude an der Hofmauer endete wie ein Pförtnerhaus gleich neben dem Tor. Als das Barocktor entstand wurde das alte Tor nicht mehr benötigt und konnte mit dem Ausbau des Hauses an der Hofmauer getrost zugemauert werden.

In die Zeit vom 18. ins 19.Jh fällt unter anderem auch die Sanierung der repräsentativen Fassade im Nordwesten, dem Barockportal in der Hofmauer zugewandt. Die Fassade erhielt zusätzliche Fenster, diese wurden allgemein harmonischer ausgerichtet, als man es heute noch auf den anderen Seiten des Hauses sehen kann. Auch erhielt die Fassade eine neue Eingangstür und am Dach bekam die Traufe jene ausladende Form die seither vor die Ecktürchen ragt.

das barocktor am lindenberg

Die Portalpartie am Lindenberg mit dem vermauerten Spitzbogentor welches noch im 16.Jh in der damals mit Zinnen versehenen Mauer in Gebrauch war, und rechts daneben das barocke Gitterportal des späten 18.Jh.
Die aus der Ziegelei des 13.Jh gewachsene Liegenschaft wurde 1831 geteilt. Der Untere Hattstätterhof, die rheinseitige Partie des Areals, kam mit einem Wohnhaus und mehreren Nebengebäuden in den Besitz verschiedener privater Eigentümer. Die junge Römisch-Katholische Gemeinde von Basel erwarb im Jahr 1836 die Hälfte der oberen Partie der Liegenschaft mit dem Hauptgebäude und machte es zum Pfarreisitz von St.Clara. Im Inneren wurden Umbauarbeiten vorgenommen.

Im Hauptgebäude wurden Schulzimmer und Wohnräume für Pfarrer und Lehrer geschaffen. Ebenso entstand eine Hauskapelle die nebenbei erwähnt die damals als einzige Partie des Gebäudes unterkellert war. Der Gemeinde gelang es bis 1877 weitere Liegenschaften im Umfeld zu kaufen und so den Hattstätterhof auf jene Grösse zu bringen die er im späten Mittelalter hatte. Der Besitz der Gemeinde erstreckte sich vom Lindenberg bis hinunter an den Oberen Rheinweg.


Neuausrichtung im 21.Jh

Auf dem Areal gab es z.B. ein katholisches Knabenschulhaus, eine Mädchenschule, ein Kinderwohnheim und ein Schwesternhaus. Sanierungen erfuhr der Hauptbau um 1900 und 1939. Im 21.Jh wurde der Hattstätterhof zu einem ökumenischem Medienzentrum. Dafür waren Umbauten nötig die 2004/05 getätigt wurden. Seit August 2005 befindet sich im Hattstätterhof die ökumenische Medienverleihstelle so wie die Rektorate und Fachstellen für Religionsunterricht beider Basel.

Literatur:

Thomas Lutz, Altstadt Kleinbasel, Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 6, 2004, Herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte Bern, ISBN 3-906131-78-5, Seiten 153 bis 166

Das Bürgerhaus in der Schweiz, Band XXII - Kanton Basel-Stadt, 1.Teil, 1926, Orell Füssli Verlag, Seite 31 bis 32 sowie Tafeln 57 bis 58

"Alte Hatstätter" - Festschrift zum 50.Hatstätter-Mähli, 1979 Thoma + Co Basel, Seiten 12 bis 17

ckdt (Basel) - Streiflichter auf Geschchte und Persönlichkeiten des Basler Geschlechts Burckhardt, 1990, Herausgegeben von der Burckhardtschen Familienstiftung, Buchverlag Basler Zeitung, ISBN 3-85815-204-8, Seiten 31 bis 32

Informationen auf der Website der Neuen Hatstätter, publiziert im Internet unter http://www.hatstaetter.net

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