der leu

zurueck

Henman Sevogel
© by altbasel.ch

Das Geschlecht der Sevogel war aus dem Bauernstand hervorgegangen. Im Badischen Dorf Kirchen nahe Basels gab es den Flurnamen "under Sewe" wo die Familie Vogel ansässig war. Diesem Umstand entsprechend nannten sich die Nachkommen des Geschlechts ab dem 14.Jh Sevogel. Der Name der Familie verband sich in der folgenden Zeit mit der Burg Wildenstein im Baselbiet.


Statussymbole

Im Jahre 1388 erwarb Petermann Sevogel sie vom Deutschritterorden, der sie seinerseits vier Jahre zuvor geschenkt bekommen hatte. Der Besitz einer Burg war für die Familie wichtig, denn sie pflegte einen ritterlichen Lebensstil der dieses Statussymbol benötigte. Nach dem Erwerb Wildensteins folgten weitere Landkäufe in der Umgebung, so gelangte auch der benachbarte Arxhof in die Hände der Familie. Petermann Sevogel hatte es bereits 1379 erreicht, mit der hinteren Burg auf dem Wartenberg ob Muttenz beliehen zu werden.

Henman Sevogel trat erstmals 1419 als Minderjähriger in Erscheinung. Ab 1427 war er Ratsherr der Achtburger Basels. Er heiratete Margaretha Anna von Eptingen, eine junge Frau aus einem einflussreichen lokalen Adelsgeschlecht, was den steten Drang der Sevogel sich dem Adel anzunähern unterstreicht. Allerdings war in Adelskreisen derart ehrgeiziges Emporkommen gar nicht gern gesehen, wie Henman an einem Turnier feststellen musste. 1434 wurde in Schaffhausen ein prachtvolles Turnier abgehalten zu dem auch Teilnehmer aus Basel anreisten.


Erniedrigung beim Turnier

Unter den Rittern waren Vertreter der Familien Reich, Eptinger und Münch. Auch Henman Sevogel war gekommen und reihte seinen Helm unter den über zweihundert der anderen Teilnehmern bei der sogenannten Helmschau ein. Sevogels Helm wurde aber von Edeldamen beanstandet. Sie forderten die Turniermeister dazu auf, den Helm des Baslers zu entfernen, denn er sei bloss ein reicher Bürgerlicher der eine Adlige geehelicht habe und folglich nicht würdig am Turnier teilzunehmen.

Henmans Helm wurde auf die Strasse geworfen und mit Füssen getreten. Er tat gut daran, sich nicht beim Turnier oder beim Tanz sehen zu lassen. Es wirft ein wunderliches Licht auf die Ritterkaste wenn man hört, dass die Basler Reich, Eptinger und Münch aus nichtigen Gründen von anderen edlen Herren zusammengeschlagen wurden und noch schlimmer als Sevogel wegkamen.

Am 25.August 1444 traf das eidgenössische Heer in Liestal ein, wo Henman Sevogel als Hauptmann eine Truppe von etwa 300 Mann aus Liestal und dem Waldenburgertal kommandierte. Er hatten den Auftrag mit Patrouillen marodierende Armagnakengruppen zu verjagen. In diesem Sinne schloss sich Sevogel mit seinen Baselbietern den Eidgenossen an, die eigentlich nur die Absicht hatten, umherziehende Gruppen von Armagnaken aufzuspüren und zu stellen. Die Hilfe des ortskundigen Sevogel war hierbei der Aufklärung sehr dienlich.

Als das Heer am Morgen darauf die Birs erreichte, stand es auch nicht in der Macht von Hauptmann Sevogel das Überschreiten des Flusses zu verhindern. Wohl hatten die eidgenössischen Kriegsknechte vor dem Abmarsch von der Farnsburg geschworen an der Birs Halt zu machen, aber die Lage hatte sich geändert. Die Männer drängten auf den Weitermarsch, und auch Henman Sevogel konnte sein Kontingent nicht am Mitziehen hindern. Die Ehre verlangte es, so fügte er sich vermutlich als Hauptmann dem Verlangen seiner Truppe.


Der Tod bei St.Jakob

Wo genau Henman Sevogel bei St.Jakob sein Leben verlor wird wohl nie sicher sein. Die zeitgenössischen Chroniken berichten nur davon, dass er unter den Erschlagenen war. Spätere Überlieferungen sagen dass er inmitten seiner Männer kämpfend den Tod fand. Eine andere Version neueren Datums zieht in Betracht, dass er von seinen eigenen Leuten getötet wurde weil er sie nicht die Birs überschreiten lassen wollte. Jedenfalls wurde er nicht mit den vielen Gefallenen niederen Standes im Massengrab hinter der Kirche von St.Jakob beigesetzt.

Am zweiten Tag nach der Schlacht begaben sich unter dem Schutz zweier Herolde des Dauphins Basler Mönche auf das Schlachtfeld. Sie bargen die toten Eidgenossen und Baselbieter um sie zu bestatten. Sevogels Leiche wurde gefunden und in die Stadt gebracht, damit er ein würdiges Begräbnis erhielt. Als tragische Gestalt, von Ehrbegriffen seiner Zeit getrieben, wurde er später zu einem Helden hochstilisiert, der wenig mit ihm gemein hatte. Sein Geschlecht sollte in den folgenden Jahrzehnten aussterben, die Burg Wildenstein ging 1480 an eine andere Familie über.

Henman Sevogel lebt jedoch dem Namen nach weiter in Basel. Der heute auf dem Martinskirchplatz stehende ehemalige Kornmarktbrunnen wurde vom Volksmund ob seiner Skulptur eines urchigen Hellebardiers Sevoglebrunnen getauft. 1861 wurde die Sevogelstrasse nach ihm benannt, die seit 1919 in einen gleichfalls nach ihm benannten Platz mündet. Seit 1884 gibt es an dieser Strasse das Sevogelschulhaus. Auch ein Jugendverein nahm im 19.Jh Sevogels Namen an. Auf seiner Fahne prangte der verklärte Basler Hauptmann in einem Kranz aus Eichenlaub.




Querverweise zur Schlacht von St.Jakob:

>> Das Heer der Armagnaken
>> Jean de Bueil - Kommandant der Armagnaken
>> Das Heer der Eidgenossen
>> Das St.Jakobsdenkmal von Lukas Ferdinand Schlöth



Literatur:

Werner Meyer in "Ereignis - Deutung - Mythos, 1444-1994 St.Jakob an der Birs", 1994, Werner Geiser Basel, ISBN 3-9520120-4-1, Seite 35

Doris Huggel - Das Nachleben Henman Sevogels in "Ereignis - Deutung - Mythos, 1444-1994 St.Jakob an der Birs", 1994, Werner Geiser Basel, ISBN 3-9520120-4-1, Seiten 126 bis 139

Albert Bruckner in "Die Schlacht bei St.Jakob an der Birs, 122. Neujahrsblatt der GGG 1944, Helbing und Lichtenhahn, Seiten 49 und 58

Paul Köelner, Unterm Baslerstab, Band 2, 1922, Verlag Helbing und Lichtenhahn, Seite 90

Paul Kölner, Anno dazumal, 1929, Lehrmittelverlag des Kantons Basel-Stadt, Seite 163

Robert B.Christ und Peter Heman, Zauber der Basler Brunnen,1967, Birkhäuser Verlag, Beitrag 8

Arthur Burger, Brunnengeschichte der Stadt Basel, 1970, Herausgegeben vom Verkehrsverein Basel, Seiten 14 bis 16

André Salvisberg, Die Basler Strassennamen, 1999, Christoph Merian Verlag, ISBN 3-85616-104-X, Seiten 370 bis 371

Emil A.Erdin/Werner Meyer, Burgen der Schweiz, Band 7, 1981, Silva-Verlag Zürich, Seite 42

engel

zurück