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Der Orden der Clarissen
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Ein Mädchen aus wohlhabender Familie

Der Orden der Klarissen geht zurück auf Clara Sciffi. Die Tochter eines Edelmannes aus Assisi war achzehn Jahre alt als sie von der Fastenpredigt des Franziskus vernahm. Ergriffen bat sie ihm um Unterweisung um selber ein vollkommenes Leben in der Armut Christi zu führen. In der Nacht vom 18. zum 19. März 1212 soll sie aus ihrem Elterhaus geflohen sein um von Franziskus persönlich den Schleier zu erhalten. Sie gelobte einen Lebenswandel in Armut, Keuschheit und Gehorsam. Der 18.März gilt als Gründungstag des Clarissenordens.

Die erste Zeit als Nonne verbrachte Clara in zwei Klöstern der Benediktinerinnen, bevor sie in die Kirchlein von St.Damian vor den Mauern Assisis zog. Claras jüngere Schwester Kantharina folgte ihr und wurde Nonne, was die männlichen Verwandten der Geschwister verärgerte. Sie soll von Franziskus den Namen Agnes erhalten haben, wurde 1219 Leiterin einer Frauengemeinschaft nahe Florenz und gründete Klöster in Mantua, Venedig und Padua. In der Damianskirche erhielt Clara Zulauf von weiteren Frauen. Sogar die ältere Schwester Beatrice und auch ihre Mutter sollen ihr ins Kloster gefolgt sein.


Eine neuer Typus des Frauenklosters

Es bildete sich eine Art Konvent (klösterliche Gemeinschaft) ohne Ordensregel, der gemäss Weisungen des Franziskus in absoluter Armut lebte. Da Frauen nicht wie Männer predigen durften, sollten Clara und ihre Schwestern zum Ausgleich dazu streng fasten. Das Laterankonzil von 1215 untersagte die Gründung weiterer Orden. Neue Konvente sollten bereits existierenden Ordensregeln annehmen. Clara empfing jedoch von Papst Innozenz III. ein Privileg welches ihr mit ihren Frauen das Recht auf ihr Armutsgelöbnis zugestand. Entgegen dem Konzilbeschluss entstand unter Claras Führung ein neuer Typus von Frauenkloster.

Claras Kloster gehörte dem Orden der Franziskaner an und gründete nicht auf seinen Besitz sondern auf die eigene Arbeit und auf Almosen. Die Schwestern wurden Damianiterinnen, oder "Arme Damen" genannt. Sie lebten nach den Richtlinien die ihnen Franziskus 1216 im einer "forma vivendi" (Form der Lebensführung) vorgegeben hatte. Kardinal Hugolin, der später als Gregor IX. den Stuhl Petri bestieg, gab als Protektor (Schutzherr) des Ordens der Franziskaner den Frauenklöstern eine eigene Regel. Diese wurde auch von Clara und ihren Schwestern angenommen.


Keine Seelsorge mehr durch Franziskaner

Franziskus wehrte sich dagegen, dass die vielen Frauenklöster die in jenen Tagen in Mittelitalien nach gleichem Muster wie jenem Claras entstanden, seinem Orden angegliedert wurden. In seinem ersten Regelentwurf von 1221 untersagte er seinen Brüdern, die Ordensgelübde von Frauen zu akzeptieren und diese seelsorgerisch zu betreuen. Allerdings gestattete die päpstlich abgesegnete Fassung der Regel von 1223 jenen Franziskanern den Zutritt zu solchen Frauenklöstern, die eine spezielle Erlaubnis vom Papst hatten.

Clara war schon als Kind schwächlich, doch ab 1224 sollte sie bis zu ihrem Tode weitgehend wegen Krankheit bettlägerig sein. Nach dem Tod des Franziskus im Jahr 1226, lehnte es sein Orden ab die Seelsorge für Frauenklöster zu übernehmen. Die Frauenklöster waren aber auf diese Dienstleistung durch einen Männerorden angewiesen. Auch die Dominikaner wollte sich dafür nicht hergeben. Die Betreuung der vielen Frauenklöster würde sie in ihren eigenen Aufgaben behindern. Die nach St.Damian benannten Klöster Claras vermehrten sich trotz dieser Hindernisse weiterhin.


Wechselndes Verhältnis zu den Franziskanern

Auftrieb erhielt Clara als 1229 Papst Gregor IX. ihren St.Damiansorden formell genehmigte. Weiteren Wandlungen blieb das Verhältnis der Clarissen zu den Franziskanern unterworfen. Das Mutterkloster von Claras Orden, St.Damian, wurde in den Strudel kriegerischer Ereignisse gerissen. Islamische Saraszenen überfielen 1240 St.Damian und Assisi wurde belagert. Eine Überlieferung besagt, dass die schwerkranke Clara 1241 mit der Kraft des Gebets die Belagerer in die Flucht gezwungen haben soll.

Die seit dem Tode von Franziskus wichtige aber ungeklärte Frage der Seelsorge in den Frauenklöstern lastet nach wie vor auf Claras Orden. Am 2.Juni 1246 verfügte Papst Innozenz IV. den Anschluss von 14 Frauenklöstern an den Orden der Franziskaner. In diesem Zusammenhang wurde 1247 die nach dem Papst benannte Innozenz-Regel erlassen, welche die Regel des Kardinal Hugolin ablösen sollte. Diese Regel wollte unter anderem die Seelsorge durch die Franziskaner wiedereinführen, aber die meisten der Klöster lehnten sie ab.


Eine Regel von Claras Hand

Clara erarbeitete eine eigene Regel, die auf jener des Franziskus aufbaute. Sie forderte dass das einst gegebene Versprechen des Heiligen umgesetzt würde, und dass sich folglich permanent Franziskaner in ihrem Kloster aufhielten um die Seelsorge zu gewährleisten. Papst Innozenz IV. zögerte lange bevor er Claras Regel am 9.August 1253 anerkannte, zwei Tage bevor sie starb. Nun bestand eine verwirrende Situation. In den St.Damiansklöstern galt nach eigenen Gutdünken je eine der drei Regeln (jene Hugolins, die von Innozenz und jene Claras).

Als Clara starb hinterliess sie einen blühenden Orden mit 150 Konventen. Allerdings folgten nur wenige ihrer Regel, deren Kern ein Leben in strengster Armut war. Lediglich Niederlassungen in Florenz, Perugia, Prag und Reims übernahmen Claras Leitbild. Mit der Einführung von Claras Regel war aber die Frage der Seelsorge nicht dauerhaft gelöst. Als Nachfolger von Innozenz IV. hatte wohl Papst Alexander IV. das Protektorat beider Orden inne. Nach seinem Tod 1261 bekamen aber Franziskaner und St.Damiansorden eigene Protektoren. Es kam zur Trennung und niemand kümmerte sich um die Seelsorge.


Lösung der Frage der Seelsorge

Schliesslich wurde unter dem Protektorat von Johann Gaetano Orsini erriecht, dass Visitatoren (geistliche Aufseher) der Franziskaner wieder in die Frauenklöster kamen. Dafür beharrten die Klöster nicht länger darauf, dass solche Visitationen zur Seelsorge, nach der Innozenz-Regel von 1247, Pflicht seien. Dazu musste die Regel überarbeitet werden. Schliesslich kam 1263 die Regel von Papst Urban IV. die verfügte, dass das Protektorat über den St.Damiansorden und den Franziskanerorden stets in einer Hand vereinigt sein sollten, damit durch diese etwa die Seelsorge dauerhaft einheitlich gehandhabt wurde.

Der verantwortliche Ordensprotektor hatte nun die Visitatoren zu bestimmen, welche die Frauenklöster seelsorgerisch betreuen sollten. Allerdings mussten diese Männer nicht zwingend Franziskaner sein. Auch gestattete die neue Regel den Besitz von Gütern, ja sogar Dienerinnen wurden erlaubt. Jene Konvente die sich Urbans Regel anschlossen wurden auch "Urbanistinnen" oder "reiche Klarissen" genannt. Besonders bedeutsam war aber die Umbenennung des St.Damiansorden, der nunmehr nach der heiligen Clara "Ordo sanctae Clarae" heissen sollte.


Von der Kleidung der Nonnen

Die Kleidung der Nonnen des Clarissenordens bestand aus einem engen sackähnlichen Gewand das aus schwarzem Wollstoff gefertigt war. Dazu trugen sie einen schwarzen Schleier und an den nackten Füssen bekleideten sie sich mit Sandalen. Clara war 1255 durch Alexander IV. heiliggesprochen worden. Sie wurde die Patronin von Assisi und die Schutzheilige der Wäscherinnen, Stickerinnen, der Glaser, Glasmaler, Vergolder und der Blinden. Ferner ist sie durch Papst Pius XII im Jahr 1958 zur Patronin des Fernsehens erhoben worden, daneben ist sie auch für Telefon und Telegraf zuständig.




Querverweise:

>> Beitrag zum Clarissenkloster in Kleinbasel
>> Bischof Heinrich von Isny - Förderer der Basler Clarissen



Literatur:

Brigitte Degler-Spengler, Das Klarissenkloster Gnadental in Basel, 1969, Komissionsverlag Friedrich Reinhardt AG, Seiten 11 bis 15

Aryeh Grabois, Enzyklopädie des Mittelalters, ohne Jahr, Atlantis Verlag, ISBN 3-7611-0726-9, Seite 345

Casimir Hermann Baer, Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 3, 1941, Birkhäuser Verlag, Seite 391

Ökumenisches Heiligenlexikon, publiziert in Internet unter: http://www.heiligenlexikon.de/index.htm?BiographienK/Klara_von_Assisi.htm

klarissen.net - die Website der deutschsprachigen Klarissen, unter: http://www.klarissen.net/klara/vita.html

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