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Der Sevogelbrunnen
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Martinskirchplatzlageplan

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Auf dem Martinskirchhof wird bereits für 1343 ein Brunnen genannt. Laut Arthur Burgers Brunnengeschichte der Stadt Basel, habe dieser Brunnen einen Holztrog und einen sechseckigen Stock gehabt. Der Anschluss an das Münsterbrunnwerk erfolgte um 1363. Nach einer Sanierung im 15. Jahrhundert, erscheint die Bezeichnung neue "St.Martinsbrunnen".

Der Brunnen lag einst in der Nordostecke des Platzes beim Haus der Sigrists (heute Martinskirchplatz 2). Eine Darstellung des 17. Jahrhunderts zeigt einen halbierten Achteckstrog, der an die Trennmauer zwischen Kirchhof und Vorplatz stösst. Bis in das 19. Jahrhundert stand dieser Brunnen mit seinem Sandsteintrog dort unmittelbar neben der Kirchhofkapelle der Spinnwetternzunft.

Mit der Renovierung der Martinskirche von 1847 bis 1851 wurde auch der Platz vor ihr umgestaltet. Die Mauer des längst geschlossenen Friedhofs wurde abgebrochen und das Friedhofsareal mit dem Vorplatz zu einem gepflasterten Platz vereinigt. In der Südwestecke dieses Platzes, an der Mauer das Rathausgartens, bekam der Brunnen einen neuen Standort. Sein Trog wurde in Solothurn gefertigt.

Steinmetz Urs Bargetzi schuf den Brunnentrog, auf dem noch heute die Jahreszahl 1854 zu erkennen ist. Als 1898/99 das Staatsarchiv auf dem Areal des Rathausgartens entstand, wurde die Gartenmauer durch eine Umfassungsmauer mit Gitter ersetzt. Bei dieser Baumassnahme wurde auch der Brunnen mit einem neuen Stock aufgewertet. Die Säule stammte indes von einem anderen Brunnen.

der brunnen auf dem martinskirchplatz

Der Sevogelbrunnen auf dem Martinskirchplatz, wie er seit 1899 zu sehen ist. Damals kam die Säule auf den bereits seit 1854 existierenden Trog.

Der Kornmarktbrunnen

Als der Kornmarkt zum heutigen Marktplatz umgestaltet wurde, musste zur Entstehung der neuen Marktgasse 1888 der dortige Brunnen weichen. Vermutlich durch Quellen aus der Schneidergasse gespiesen, gab es dort wohl bereits im 13. Jahrhundert einen Brunnen. Erwähnt wird aber erst für 1380 in Stockbrunnen mit Figu. Vermutlich schmückte ihn eine Skulptur von St.Christophorus.

Dieser heilige Nothelfer, der einst den Jesusknaben auf seinen Schultern durch den Fluss trug, fiel ironischerweise den reissenden Fluten des Birsig zum Opfer. Die Chronik des Fridolin Ryff (1488-1554) berichtet, wie das Hochwasser vom 14. Juni 1529 den Brunnen zerbrach und ihn samt Stock und Trog hinwegschwemmte. In jenen Tagen hatte in Basel die Reformation sich durchgesetzt.

Der neue Glaube wandte sich gegen öffentliche Standbilder von Heiligen. Somit kam auch ein neuer Christophorus als Brunnenschmuck nicht mehr in Frage. Der neue Brunnen an Kornmarkt erhielt stattdessen die Skulptur einer geharnischten Kriegers von der Hand des Bilderschnitzers Martin Hoffmann, der aus Stollberg in Thüringen stammte und im Jahr 1507 in Basel zünftig geworden war.

Der Harnischkrieger des Brunnens

Zum Preis von 25 Pfund schuf Hoffmann einen bärtigen Krieger mit Barett, Schwert, Dolch und Banner, der im Juni des Jahres 1530 als Symbol Basels den Brunnen ergänzte. Rund zwei Wochen stand der geharnischte Bannerträger von Hoffmann auf den Brunnstock am Kornmarkt, als am 4. Juli 1530 ein erneutes Birsighochwasser die Stadt heimsuchte. Fridolin Ryff hielt dazu unter anderem fest:

"... Es wasz alles allenthalben ein see am Kornmerckt und Fischmerckt wie vor bestimpt ist des nechsten wasers. Es zerstiesz und zerbrach das bild uff dem brunstock am Kornmerckt, so man erst mit grosem costen buwen und gemacht hat..."

Wiederum zerstörte also das Hochwasser den Brunnen auf dem Kornmarkt mitsamt dem teuren Brunnstock und seiner Skulptur. Danach sollten eineinhalb Jahrzehnt ohne gemückten Brunnstock ins Land gehen, ehe die Stadt den Gedanken einer Skulptur auf dem Brunnen wieder aufgriff. Zur Gestaltung des neuen Brunnstocks gelangte der Rat an den Bildhauer und Tischmacher Hans Tobel aus Strassburg.

Tobel war 1523 zu Spinnwettern in Basel zünftig geworden. Er zog 1531 mit Mannschaft der Zunft als Teil des Basler Kontingents ins Feld, welches die reformierten Berner und Zürcher unterstützen sollte. Im Gefecht am Gubel in Zug erlitten die reformierten Truppen eine empfindliche Niederlage, welche den Zweiten Kappelerkrieg mit einem katholischen Sieg beendet.

Das Basler Wehrwesen hatte Tobel also bereits praktisch kennengelernt, als er den gerüsteten Krieger mit Baslerwappen, Halbarte, Schwert und Dolch für den Brunnstock gestaltete. Als Inbegriff der Basler Kriegsbereitschaft war die Skulptur durchaus sinnig am Kornmarkt. War dies doch der Ort wo bei einem Aufgebot vor dem Rathaus die Wehrpflichtigen sich zu sammeln hatten.

Der Künstler stellte also mit dem Krieger auf der wappengeschmückten Säule etwas dar, was ihm aus eigenem Erleben vertraut gewesen war. Tobel wurde 1546/47 für diese Arbeit bezahlt, die zugleich sein einzig belegbares Kunstwerk ist. Drei Jahrhunderte stand der geharnischte Baslerkrieger am Kornmarkt. MIt der Zeit sah das Publikum in ihm eine historische Gestalt des 15. Jahrhunderts.

details des brunnens mit ansicht der harnischmannes

Säule und Harnischmann, geschaffen 1546/47 von Hans Dobel aus Strassburg. Fälschlicherweise deutete das Volk den Geharnischten als den 1444 bei St.Jakob gefallenen Hauptmann Henmann Sevogel.

Der Sevogelbrunnen beim Staatsarchiv

Ab dem 19. Jahrhundert ist die Bezeichnung "Sevogelbrunnen" belegbar. Damit wurde der Krieger fälschlicherweise als Henman Sevogel betrachtet, Hauptmann der Baselbieter Mannschaft, der in der Schlacht von St.Jakob am 25. August 1444 den Tod fand. Der Name blieb am Brunnen haften. Der Brunnstock indes, wechselte seinen Standort, als der Brunnen am Kornmarkt 1888 abgebaut wurde.

Über ein Jahrzehnt lagerten der Harnischmann und seine Säule im Historischen Museum. Nachdem an der Martinsgasse der Bau der Staatsarchives abgeschlossen war, sollte der Brunnen am Martinskirchplatz etwas dekorativer werden. Dazu holte man 1899 den Brunnstock des Kornmarktbrunnens aus dem Depot und ergänzte den Brunntrog zu St.Martin mit der Renaissancesäule und der Basler Krieger.

Der Brunnstock erfuhr bis ins 21. Jahrhundert mindestens vier Neubemalungen. Eine intensivere Sanierung war allerdings in der 80er Jahren notwendig. Untersuchungen 1987 brachten so gravierende Schäden an den Tag, dass man fürchten musste, dass der Brunnstock den Winter nicht heil überstehen würde. Der Oberkörper wies Risse auf, und der Bart der Kriegers drohte schlicht abzufallen.

Wie tief die Schäden gingen, war erst zu ermitteln, als man die Skulptur von einer Hebebühne aus näher untersuchen konnte. Noch im August 1987 wurde der Brunnstock eingerüstet, damit die Sanierung beginnen konnte. Doch die Zeiten des Zerfalls sind vorbei. Der Renaissance-Krieger, der einst am Kornmarkt stand, sieht heute in gepflegter Gestalt auf den Martinskirchplatz herab.

Zusammenfassung

Der erste Brunnen zu St.Martin wird 1343 erwähnt, und zwanzig Jahre später an das Münsterbrunnwerk angeschlossen. Bei der Umgestaltung des Areals um St.Martin um 1850, erhielt der Brunnen den heutigen Standort an der damaligen Mauer des Rathausgartens und einen neuen Trog aus Solothurn. Nach dem Bau des Staatsarchivs bekam er 1899 den Stock des früheren Kornmarkbrunnens.

Der Kornmarkt wurde um 1888 zum heutigen Marktplatz umgestaltet, wobei der Brunnen weichen musste. An seiner Stelle ist bereits für 1380 ein Stockbrunnen mit Figur erwähnt. Dieser fiel 1529 einem Birsighochwasser zum Opfer. Sein Nachfolgerbrunnen, mit einem bewaffneten Bannerträger der von Marti Hoffmann gestaltet worden war, wurde bei einem weiteren Hochwasser im Jahr 1530 zerstört.

Der Kunsthandwerker Hans Tobel gestaltete um 1546 einen geharnischten Wappenhalter. Dieser hatte zum Kornmarkt den Bezug, denn dies der Ort war, wo damals bei kriegerischen Aufgeboten die Basler Truppen gesammelt wurden. Als der Marktplatz im 19. Jahrhundert umgestaltet wurde, baute man den Brunnen ab. Seine Stäule mit Wappenhalter kam später wie erwähnt an den heutigen Platz.




Querverweis zum Thema:

>> Basel und seine Wasserversorgung



Beitrag erstellt 02.07.06 / Beitrag komplett überabeitet 09.07.2015

Quellen:

Robert Balthasar Christ und Peter Heman, Zauber der Basler Brunnen, Birkhäuser Verlag, Basel, 1967, Beitrag 8

Arthur Burger, Brunnengeschichte der Stadt Basel, herausgegeben vom Verkehrsverein Basel, Basel, 1970, Seiten 14 und 16

Paul Koelner, Geschichte der Spinnwetternzunft zu Basel und ihrer Handwerke, B. Wepf & Cie, Basel, 1931, Seiten 38 (Hans Tobel, militärischer Ausmarsch 1531), 193 und 194 (Tobel Zunft)

Martin Möhle, Beitrag "Sevogelbrunnen", publiziert in Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 7, (Altstadt Grossbasel I), 2006, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern, 2006, ISBN 3-906131-84-X, Seite 325 und 326

Fridolin Ryff, Chronik 1514-1541, in Basler Chroniken, Band 1, herausgegeben von Wilhelm Vischer und Alfred Stern, Verlag von S. Hirzel, Leipzig, 1872, Seiten 103, Zeilen 33 und 34 (Birsighochwasser 1529) und 111, Zeilen 27 bis 29 (Birsighochwasser 1530)

Artikel "Wenn Brunnen bröcklen und Krieger fallen...", publiziert in Basler Zeitung, 28. August 1987

engel

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