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fragen zum alten basel
Alte Gebäude der Musik-Akademie Basel



Frau Q. / 14. April 2014:

Wann wurden das alte Hauptgebäude der Musikakademie Basel und der grosse Saal erbaut, (wer war der Architekt u.s.w.) bzw. was stand in früheren Zeiten auf diesem Grundstück?

Antwort von altbasel.ch:

Das Areal auf dem die Musikakademie an der heutigen Leonhardsstrasse liegt, befand sich im 15. Jahrhundert in einem noch wenig überbauten Vorstadtquartier. Eine erste Liegenschaft, bestehend aus einem Haus mit Scheune und Garten, ist an dieser Stelle für 1418 belegt. Das Anwesen wuchs bis ins 19. Jahrhundert auf bemerkenswerte Grösse an. Neben dem Herrschaftshaus gab es auch einen Stall, zwei Remisen, Scheunen, ein Waschhaus und eine Gärtnerwohnung.

Die ganze Liegenschaft trug damals die Bezeichnung "Rosengarten" und hatte auch einen grossen Garten (bis zum Leonhardsgraben reichend). Das eigentliche Haus "Rosengarten" war die um 1841 erbaute Liegenschaft mit der heutigen Nummer Leonhardsgraben 10. Es diente bis 1860 als Sitz der Evangelischen Missionsgesellschaft, woraus sich der alte Gassenname "Missionsgasse" ergab. Die amtliche Bezeichnung "Leonhardsstrasse" erscheint erst ab 1860.

verwaltungsgebaeude

Das Haus zum Vorderen Rosengarten an der Leonhardsstrasse 8. Es war das Wohnhaus von Regierungsrat Carl Burckhardt-Burckhardt das nach seinem Tod 1901 mit dem Grundstück von der GGG gekauft wurde, um den neuen Sitz der Musik-Akademie dort bauen zu lassen.

Das Haus welches als Wohnung des Gärtners diente, wurde in den 1850er Jahren abgerissen. An seiner Stelle enstandt ein Gebäude in Stile des Klassizismus; das Haus "Zum vorderen Rosengarten" an der heutigen Leonhardsstrasse 8. Ab 1861 war es der Wohnsitz des Basler Ratsherrn und Regierungsrats Carl Burckhardt-Burckhardt (1831-1901). Nach seinem Ableben verkauften die Erben die Liegenschaft an die Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen.

Die GGG beschloss den Kauf im November 1901 zu Musikschulzwecken. Im April 1902 wurden ein Kredit von 360'000 Franken und die Baupläne für Neubauten auf dem Areal abgesegnet. Geplant war nämlich, das alte Anwesen an der Leonhardsstrasse zum künftigen Sitz der damals noch "Allgemeinen Musikschule" genannten Musikakademie zu machen. Die Schule hatte in jenen Tagen ihr Domizil im "Schönen Hof" am Nadelberg 8, wo die Verhältnisse beengt waren.

Neben Burckhardts ehemaligem Wohnhaus, welches für die neue Nutzung umgebaut werden sollte, bot der bereits erwähnte grosse Garten der Liegenschaft Platz für zusätzliche Gebäude. Hier fand die Musikschule den nötigen Raum, um sich zeitgemäss entfalten zu können. Mit der Planung der damit verbundenen Neu- und Umbauten wurde der Basler Architekt Fritz Stehlin (1861-1923) beauftragt, während Emanuel LaRoche (1862-1922) die Ausführung übernahm.

hauptgebaeude und grosser saal

Der 1903 erbaute Musiksaal (links) und das Hauptgebäude von 1902/03 (hinten). Beide Gebäude von Fritz Stehlin im Stil des 18. Jahrhunderts erstellt, und bildeten zusamme mit dem umgestalteten Haus zum Vorderen Rosengarten den neuen Sitz der Musik-Akademie.

Aus dem alten Wohnhaus wurde das Verwaltungsgebäude der Musikschule, während im Garten ab September 1902 das Schulgebäude entstand. Mit dem Erdgeschoss, zwei Obergeschossen und einem Mansardenstock ist das Bauwerk heute das dominierende Hauptgebäude der Musikakademie. Nach seiner Errichtung wurde der heutige grosse Saal erstellt. Der Saal entstand 1903 zwischen Verwaltungsbau (an der Leonhardsstrasse) Schulgebäude (hinten im früheren Garten).

Vom schmiedeeisernen Eingangstor aus gesehen, präsentieren sich diese drei ältesten Bauten der Musikakademie als ein Ensemble, das man bei seiner Gestaltung bewusst im Stil des 18. Jahrhunderts gehalten hatte. Am 19. Oktober 1903 konnte der Unterricht in vollem Umfang in den Neubauten aufgenommen werden, und schon bald offenbarten sich Mängel. Das Schulgebäude war hellhörig und der Musiksaal überakustisch. Dies schuf Probleme für den ganzen Schulbetrieb.

Es musste nun nachgebessert werden. Das Schulgebäude bekam Doppeltüren, Doppelwände und Doppeldecken, die zur Schalldämpfung mit Torfmull gefüllt wurden. Die musikalischen Immissionen im grossen Saals mussten wiederum mit dem Anbringen riesiger Vorhänge gedämpft werden. Das Musizieren in ihm war ansonsten eine Qual für die Musiker und eine Tortur für das Ohr. Unweit des Saals, direkt gegenüber dem alten Verwaltungsbau steht heute übrigens der Florabrunnen.

Sein Trog trägt die Jahreszahl 1813, während sich sein Stock im Stil der Renaissance präsentiert. Es handelt sich um eine vom Architekten Leonhard Friedrich (1852-1918) erstellte Kopie jenes Brunnens, der im Schönen Hof am Nadelberg stand. Dort war die Musikschule ab 1873 ansässig. Bei der Verlegung an die Leohardsstrasse, durfte die Schule ihr Wasserbezugsrecht vom Nadelberg behalten, woran bei heute der Brunnen beim schmiedeeisernen Tor erinnert.


Beitrag erstellt 28.04.14

Quellen:

Othmar Birkner /H anspeter Rebsamen, Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850-1920: Basel, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern, 1986, Seite 175

Arthur Burger, Brunnengeschichte der Stadt Basel, herausgegeben vom Verkehrsverein Basel, Basel, 1970, Seite 76

Albert Gessler, Ernst Thomas Markees, Adolf Vischer van Gaasbeek, Das künstlerische Leben in Basel, publiziert im Basler Jahrbuch 1903, herausgegeben von Albert Burckhardt-Finsler, Rudolf Wackernagel und Albert Gessler, Verlag von R. Reich, Basel, 1902, Seite 273 (zum Hauptgebäude der Allgemeinen Musikschule/Musikakademie)

Albert Gessler, Ernst Thomas Markees, Adolf Vischer van Gaasbeek, Das künstlerische Leben in Basel, publiziert im Basler Jahrbuch 1904, herausgegeben von Albert Burckhardt-Finsler, Rudolf Wackernagel und Albert Gessler, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1903, Seite 313 (grosser Saal der Allgemeinen Musikschule/Musikakademie)

Wilhelm Merian, Basels Musikleben im XIX. Jahrhundert, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1920, Seite 150 (Musikschule am Nadelberg)

Hans Oesch, Die Musik-Akademie der Stadt Basel, Schwabe & Co, Basel, 1967, Seiten 149 bis 151

André Salvisberg, Die Basler Strassennamen, Christoph Merian Verlag, Basel, 1999, ISBN 3-85616-104-X, Seite 264 (Leonhardsstrasse)

Gustaf Adolf Wanner, "Ennet dem steinen Brucklin ze Sant Lienhard", publiziert in Häuser Menschen Schicksale, Band 2, (Erstpublikation in Tageszeitung Basler Nachrichten vom 4. Februar 1967) Buchverlag Basler Zeitung, Basel, 1986, ISBN 3 85815 150 5, Seiten 86 bis 88

Div. Autoren, ckdt. (Basel) - Streiflichter auf Geschichte und Persönlichkeiten des Basler Geschlechts der Burckhardt, Buchverlag Basler Zeitung, Basel, 1990, ISBN 3-85815-204-8, Seiten 143 bis 145 (zu Karl Burckhardt-Burckhardt)

engel

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