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fragen zum alten basel
Die Kunsti St.Margarethen



Frau P. / 29. März 2015:

Wie es heisst, soll die Kunsti Margarethen geschlossen werden um Geld zu sparen. Können Sie etwas zur Geschichte der Kunsteisbahn schreiben, die ich schon als Schulmeitli kannte?

Antwort von altbasel.ch:

In den 1930er Jahren strebte die eigens dazu gegründete Kunsteisbahn-Gesellschaft die Einrichtung eines Eisportplatzes in der Art der Zürcher Kunsteisbahn Dolder an. Anfangs war eine Kunsteisbahn am Birskopf im Gespräch, die in der warmen Jahreszeit hätte als Gartenbad genutzt werden können. Das Konzept mit ganzjähriger Nutzung schien verlockend, hatte aber einen Haken.

In unmittelbarer Nähe verlief die Eisenbahnbrücke, von der aus die darüber fahrenden Dampflokomotiven die Umgebung mit Rußstaub verschmutzten. Das wäre weder für eine Eisbahn noch für ein Gartenbad zuträglich gewesen. Aus diesem Grund entschied man sich für einen anderen Platz, den heutigen Standort am Fusse des Bruderholz, auf Boden der Baselbieter Gemeinde Binningen.

Auf den im Winter bewässerten Tennisplätzen im Margartehenpark wurde schon vor dem Bau der Kunsteisbahn Eissport betrieben. So konnte man hier die Spieler der jungen Hockey Sektion des Sportclub Rotweiss Basel (später EHC Rotweiss) sehen, oder auch die Junioren des Bubenvereins Eissportclub St.Margarethen. Die Parkanlage St.Margarethen war also bezüglich Eissport bereits vorbelastet.

Nach Vorstudien vom Hermann Baur und dem Büro Suter & Burckhardt baute Richard Calini (1882-1943) hier 1933/34 die Kunsteisbahn St.Margarethen. Der noch nicht ganz vollendete Bau wurde am 11. Februar 1934 seiner Bestimmung übergeben. Mit seinen 6000 Quadratmetern Eisfläche und seinen 15'000 Zuschauerplätzen konnte sich die Anlage mit dem Zürcher Vorbild messen.

Nur einige Wochen nach der Eröffnung, konnte der Basler Verein und B-Meister der Zentralschweiz, der EHC Rotweiss, den kanadischen Weltmeister Saskatoon Quakers Hockey Club auf dem Eis im St.Margarethenpark empfangen. Wenig später, am 4. März 1934, fand hier auch das Länderspiel Schweiz-Deutschland statt. Vor 10'000 Zuschauern errang die Schweiz mit 5:0 einen klaren Sieg.

Im Winter 1934/35 zog die neue Kunsteisbahn über 230'000 Besucher an. Eine Zahl die bis 1961 nicht übertroffen wurde. Doch im Margerethenpark wurde nicht nur Eishockey gespielt. Am 3. März 1935 trat hier die norwegische Eiskunstläuferin Sonja Henie (1912-1969) auf. 8'000 Zuschauer bewunderten die mehrfache Olympiasiegerin und Weltmeisterin, und spendeten begeisterten Beifall.

Ab Ende der 1960er Jahre wurde die Kunsteisbahn im Sommer jeweils auch als Handballplatz genutzt, während 9 Felder Raum fürs Tennisspiel boten. Als in den 1980er Jahren der Eishockey Club Basel in die Nationalliga B aufstieg, genügte die Kunsti ohne Dach nicht den Anforderungen, um einem Verein Heimspiele in dieser Liga zu gestatten. Ein Dach musste her, und zwar schnell.

Nach vorherigen Abklärungen sprach der Grosse Rat im Juni 1984 mit 475'000 Franken die Hälfte der nötigen Kredits. Der EHC übernahm die andere Hälfte. Ende des Sommers war die Kunsteisbahn mit einem 160 Tonnen schweren provisorischen Dach in Tragwerkbauweise aus Baustahl, einer neuen Spielfeldbeleuchtung und einer Gegentribühne versehen, rechtzeitig zur Spielsaison 1984/85.

Noch heute überspannt das Stahlgerüst das Eisfeld. Seit den 1980er Jahren gab es keine tiefergehende Sanierung mehr. Die Anlage müsste nun erdbebensicher gemacht werden, die Tragplatten der Eisfläche brauchten Ersatz und das Kühlsystem müsste von Ammoniak auf Kohlendioxyd umgestellt werden. Wegen der damit verbundenen Kosten, werde wohl über eine Schliessung nachgedacht.


Beitrag erstellt 01.04.15 / Korrektur Quellen 09.01.17

Quellen:

Hans Ludwig Freyvogel, Basler Chronik vom 1. Oktober 1933 bis 30. September 1934, publiziert im Basler Jahrbuch 1935, herausgegeben von August Huber und Ernst Jenny, Helbing und Lichtenhahn, Basel, 1934, Seiten 295 (zur Eröffnung Kunsteisbahn,) 296/297 (zum Spiel gegen Saskatoon Quakers), 298 (zum Spiel gegen Deutschland)

Dorothee Huber, Architekturführer Basel, herausgegeben vom Architekturmuseum in Basel, Basel, 2. Auflage 1996, ISBN 3-905065-22-3, Seite 285

Eugen Anton Meier, Basel Sport - Ein Querschnitt durch die Geschichte des Sports in Basel von den Anfängen bis zur Gegenwart, Buchverlag Basler Zeitung, Basel, 1991, ISBN 3-85815-237-4, Seiten 221 (zur Kunsteisbahn), 292 (Auftritt von Sonja Henie) und 293/294 (zum EHC Basel-Rotweiss)

Barbara Wyss / Kurt Wyss, Beitrag "Ein Dach für die Kunschti", publiziert im Basler Stadtbuch 1984, herausgegeben von der Christoph Merian Stiftung, Christoph Merian Verlag, Basel, 1985, Seite 93

engel

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