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fragen zum alten basel
Die Niederlassung der Johanniter in Basel



Frau S. / 16. Juli 2013:

Ich habe heute den Artikel in altbasel.ch über das Basler Konzil (siehe Betrag Das Konzil 1431-1448 in Basel) gelesen. Dort steht geschrieben, dass der Schirmherr König Sigismund von Luxemburg sein Quartier im Johanniterkloster aufgeschlagen hat. Mir ist ein Johanniterkloster in Basel nicht bekannt. War er wohl im Predigerkloster und wo befand sich das Johanniterkloster.

Antwort von altbasel.ch:

Beim erwähnten Kloster handelte es sich um die 1206 erstmals erwähnte Niederlassung der Johanniter, einer so genannten Kommende. Der Orden widmete sich der Betreuung und Pflege von Pilgerreisenden, Kranken und Bedürftigen. Er liess sich im 13. Jahrhundert auf offenem Feld, weit vor der damaligen Stadtmauer gelegen, an einer wichtigen Fernstrasse nieder. Die an dieser Strasse entstehende Vorstadt wurde nach dem Orden "St.Johanns-Vorstadt" genannt.

kommende der johanniter um 1640

Die Johanniterniederlassung um 1640: A = Kapelle, 1680/1775 abgerissen, B = Ritterhaus, 1929 abgerissen, C = Wirtschaftsgebäude der Johanniter, im 19. Jahrhundert abgerissen, D = St.Johanns-Tor

Als im 14. Jahrhundert eine neue Stadtmauer auch die bisherigen Vorstädte umschloss, entstand unmittelbar neben der Kommende der Johanniter ein neues Stadttor. Es steht heute noch und ist als "St.Johanns-Tor" bekannt. Seither war die Niederlassung des Ordens durch diese neue Mauer geschützt und somit in die Stadt einbezogen. Die Kommende der Johanniter verfügte über eine eigene Kapelle, von der 1680 das Langhaus und 1775 der baufällige Chor abgerissen wurden.

Zur Kapelle gehört auch ein eigener Bestattungsplatz, der spätestens im 19. Jahrhundert aufgehoben wurde. Ein weiterer Teil der Ordensniederlassung war das so genannte Ritterhaus. Während des Konzils von Basel erwähnte der venezianische Gesandte Andrea Gatari (gestorben um 1454) das Haus als "uno bello pallazo" und berichtete dass Sigismund von Luxemburg (1368-1437), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, nach seiner Ankunft in Basel hier abstieg.

Zusätzlich zu den bereits vorhandenen Räumen seien für den hohen Besuch eigens zwei neue Kammern in der Kommenden der Johanniter eingerichtet worden. Die Liegenschaften der Niederlassung wurden von den Johannitern 1806 verkauft. Das letzte überlebende Gebäude, das Ritterhaus, wurde 1929 abgerissen. An die Kommende erinnert heute eine Steintafel mit dem Wappen der Johanniter und der Ordenskomturs, die von einem Umbau des Ritterhauses 1608 berichtet.




Beitrag erstellt 22.07.13

Quellen:

Casimir Hermann Baer, Beitrag "Kapelle und Haus der Johanniter", publiziert in Die Kunstdenkmäler Basels, Band 3, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Verlag E. Birkhäuser & Cie AG, Basel, 1941, Seiten 428 bis 436, 442 bis 446

Kaspar Richner, Beitrag "Ein Längsschnitt durch die St. Johannsvorstadt", publiziert im Jahresbericht 1991 der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt, herausgegeben von Rolf d'Aujourd'hui, Basel, 1994, ISBN 3-905098-12-1, Seiten 151

Rudolf Wackernagel, Beitrag "Andrea Gattaro von Padua, Tagebuch der Venetianischen Gesandten beim Concil zu Basel (1433-1435)", publiziert im Basler Jahrbuch 1885, herausgegeben von Albert Burckhardt und Rudolf Wackernagel, C. Detloff's Buchhandlung, Basel, 1885, Seiten 10 (Kaiser in der Kommende der Johanniter) und 20 (Erwähnung von Kirche und Ritterhaus)

engel

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