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3. August 1833 - Mitternacht bis 07.30 Uhr

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Der Gastwirt Remigius Merian

Remigius Merian war Veteran der Napoleonischen Kriege. Mit 21 Jahren trat er 1813 ins 5. Regiment der bayrischen Cheveauxlegres ein und nahm als Kavallerist mit den Alliierten an zwei Feldzügen nach Frankreich teil. Als Napoleons Stern 1815 erloschen war, kehrte Merian zurück nach Basel um als Kaufmann zu arbeiten. Sein Vater Emanuel Walter Merian-Iselin war hier Ratsherr und Wirt im Gasthof zum Wilden Mann. Von ihm übernahm Remigius das Gut zum Roten Haus am Rhein bei Muttenz. Im August 1833 lebte er als Basler auf der Landschaft.

In der Nacht zum 2. August musste Merian gegen seinen Willen 16 bewaffnete Muttenzer im Roten Haus einquartieren und bewirten. Sie zogen gegen neun Uhr morgens wieder ab. Der Zwischenfall war ein Vorzeichen der Schrecken die kommen sollten. In der Nacht zum 3. August hatte Remigius Merian einen Traum - der Giebel seines hinteren Hauses stürzte darin ein. Hochschreckend, schoss ihm Psalm 127:1 durch den Kopf: Baut Gott das Haus nicht, ist unser arbeiten umsonst. Behütet Gott die Stadt nicht, ist die Wache des Wächters vergebens.

Basel beschliesst den Ausmarsch

Die sechs Harzpfannen auf dem Vogelberg mussten in richtigen Abständen zu einer Reihe aufgestellt werden. Nur so waren sie angezündet als Feuerlinie in Basel zu sehen. Um 01.00 Uhr meldete der Turmwart im Münster dass das Höhenfeuer auf dem Vogelberg brannte - das verabredete Alarmsignal bei Not. Weitere Boten mit alarmierenden Berichten vom Land trafen ein. Um 01.30 Uhr wollte der Kleine Rat mit einem Brief nach Liestal ein letztes Mal den drohenden Krieg abwenden und die Baselbieter vor Aktionen gegen die stadttreuen Gemeinden zu warnen.

muensterturm

Blick von einem der Münstertürme ins Birseck. Auf dem Martinsturm war jener Beobachtungsposten eingerichtet, der ständig ins obere Baselbiet spähte. Von dort aus wurde schliesslich am frühen Morgen des 3.August das Alarmfeuer gesichtet.

Man hätte besser einen Ratherrn zu Verhandlungen geschickt. Aber dafür war man zu stolz. Der Brief wurde dilettantisch zugestellt. Ein Landjäger brachte ihn zur Baselbieter Wache an der Birsfelder Brücke. Danach wurde das Schreiben wie eine Bagatelle dem Dorfwächter weitergegeben. Der Brief war über fünf Stunden unterwegs. Als er ankam war alles zu spät. Gegen 03.00 Uhr morgens riss der Geduldsfaden in Basel - Man hörte dass Diepflingen besetzt worden sei. Für Überprüfungen dieser (wie auch früherer Meldungen) fehlte die Zeit.

Die Stadt war ein nervöser Blinder der jeder Zuflüsterei vertrauen musste, an ein verhängnisvolles Hilfsversprechen gebunden. So beschloss man den Militäreinsatz. Die Führung wurde Benedikt Vischer übertragen. Er war bekannt als Mann des Ausgleichs und ein Gegner von Waffengewalt in dieser Sache. Längst hatte man ihn als Eidgenössischen Artillerieoberst für das Kommando im Auge und ihm fähige Berater im Kriegsfall zugesichert. Doch in der Stunde der Not waren weder der vorgesehene Stabschef noch der ausgewählte Adjutant da - Vischer stand alleine.


benedikt vischer
Benedikt Vischer wird das Kommando aufgezwungen

Oberst Benedikt Vischer hatte zwar für die Einlösung des Versprechens gegenüber den loyalen Gemeinden gestimmt. Aber die Führung eines Feldzugs wollte er nicht übernehmen. Er wehrte sich mit dem Argument, dass er im Grossen Rat immer für Frieden mit der Landschaft und gegen Blutvergiessen aufgetreten sei. Wütend erhob Ratsherr Emanuel Hübscher seine Stimme. Er brüllte Vischer an: "Ja, gerade Sie, Sie sollen zeigen wie Sie zu ihrer Vaterstadt stehen! Wir wollen wissen, woran man mit Ihnen ist!" Vischer fehlte die Courage, zu widersprechen.

Der 54jährige Benedikt Vischer war ein liberaler und gebildeter Mann. Seiner Haltung war ein Krieg gegen die Landschaft zuwider. Als passioniertem Offizier der Miliz unterstand ihm seit 1817 die Basler Artillerie. Er war sogar zum Offizier im Eidgenössischen Generalstab avanciert. Doch aus diesem sollte er ausgerechnet wegen seines unfreiwilligen Kommandos am vor ihm liegenden Tag ausgeschlossen werden. Die kommenden 24 Stunden sollten Benedikt Vischer dazu bringen, sich bitter und desillusioniert vom Militär abzuwenden.

Benedikt eilte in sein Haus an der Rittergasse 19. Der Hohenfirstenhof hatte schon seinem Vater Johann Jakob Vischer-Staehelin gehört. Nun lebte er dort mit seiner zweiten Frau Sophie, geborene Preiswerk. Sie gebar ihm die Töchter Sophie und Adele sowie den Sohn Wilhelm. Benedikt Vischer hatte noch einen älteren Sohn aus seiner Ehe mit Margaretha Burckhardt. Eduard war noch nicht einmal ein Jahr alt, als seine Mutter im Juli 1804 starb. Nun war er 29 Jahre alt und sollte als berittener Offizier seinen Vater in den Krieg begleiten.

der hohenfirstenhof

Der Hohenfirstenhof an der Rittergasse, wo sich Benedikt Vischer am frühen Morgen des 3.August von seiner Frau Sophie verabschiedete. Sein Vater Johann Jakob Vischer-Staehelin hatte den Hohenfirstenhof 1810 von einer Cousine geerbt.

Wachtmeister Hauser von den Basler Scharfschützen

Am Samstagmorgen gegen 03.00 Uhr riefen Tambouren in den Gassen mit dem Generalmarsch die Basler zu den Waffen. Das alte Steinenkloster war Sammelplatz der Schützenkompanie von Major Christoph Ryhiner. Im dunklen Klosterhof fand sich auch Wachtmeister Rudolf Hauser ein. Er war Weinhändler und wurde am 24. Januar 1801 als Sohn des Bankiers Rudolf Kaspar Hauser-Wieland geboren. Hauser hatte 1822 die gleichaltrige Anna Elisabeth Oser geheiratet und lebte mit ihr und zwei Töchtern an der Sternengasse in der Aeschenvorstadt.

Sie hatten dort in jenem Gebäude eine Wohnung, in dem früher das berühmte Panoramagemälde zu sehen war, welches der vor drei Jahren verstorbene Marquard Wocher 1814 geschaffen hatte. Rudolf hatte sich schwer mit dem Abschied getan. Zurück bei seiner Frau liess er die zehn Jahre alte Tochter Elisabeth, und was Hauser noch mehr quälte, die noch im Säuglingsalter stehende Anna Maria. Sollte er fallen, dann würde seine jüngste Tochter aufwachsen ohne eine richtige Erinnerung an ihren Vater. Und er würde sie nie sprechen hören.

Rudolf traf im Klosterhof Lukas und Benedikt Sarasin, beides Enkel von Jakob Sarasin-Battier, der das Weisse Haus am Rheinsprung erbauen liess. Ihn erstaunte dass Benedikt mitkam, denn er war wegen einer angeborenen Behinderung den Belastungen eines Feldzugs kaum gewachsen. Geboren am 13. Oktober 1798 war er rund ein Jahr jünger als Lukas. Als begnadeter Schütze wurde Benedikt 1826 Mitmeister der Gesellschaft der Basler Feuerschützen. 1827 wirkte er als Kassier im Organisationskomitee des Eidgenössischen Schützenfestes in Basel.

Benedikts ruhige Hand konnte im Feld von grossem Nutzen sein - das kommende Drama ahnte noch niemand. Die Standeskompanie in der Blömleinkaserne im alten Kloster war rasch bereit. Auf den Sammelplätzen am St.Albangraben und am Steinenberg rückte seit vier Uhr die Miliz ein. Die Wartezeit nutzte manch einer dazu sich ein warmes Frühstück zu besorgen. Eine Stunde später war der Auszug fast komplett, aber ein grosser Teil der Landwehr fehlte. Man wartete eine ganze Weile vergebens, bis Oberst Vischer gegen 06.00 Uhr den Abmarsch anordnete.

Den Basler Truppen wurde folgender Tagesbefehl verlesen:

"Die getreuen Gemeinden des oberen Kantons sind von den Insurgenten treulos überfallen worden. Sie rufen unsere Hülfe an, und es ist heilige Pflicht, dass wir sie leisten. Zu diesem Entzweck seid ihr unter die Waffen gerufen worden. Bewähret auch heute den Muth, den ihr bei vielen Anlässen bereits beurkundet habt. Schenkt Euer Zutrauen Euren Anführern; leistet ihren Befehlen willige Folge und wir werden mit Gottes Hülfe den unglücklichen Wirren unseres Kantons ein Ende machen. Eigenthum und wehrlose Leute müssen verschont bleiben, nur ehrlose Soldaten können sich an solchen vergreifen und diese würden einer gerechten Ahndung nicht entgehen. Doch deren werden sich keine unter Euch finden, dessen bin ich überzeugt. Wir wollen also im Vertrauen auf den Gott unserer Väter dem Kampf für die Rettung unserer bedrängten Brüder mit freudiger Zuversicht entgegeneilen.

Basel, 3. August 1833


Die Standeskompanie an der Spitze

Benedikt Vischer musste ohne die kompetenten Berater ins Feld ziehen, die er sich wünschte. Dafür schickte man ihm einen Adjutanten, der erst eine halbe Stunde vor Abmarsch von seiner Funktion erfuhr und sich in aller Eile ein Pferd beschaffen musste. Ferner begleitete Vischer eine ungewöhnlich grosse Gruppe von Basler Offizieren. Viele hatten zu Einheiten vom Land befehligt, die nun der Feind waren. Die städtischen Offiziere waren verwaist und vergrösserten den Stab Vischers. Auf rund sechs Soldaten der ganzen Truppe kam je ein Offizier.

Die Miliz zog los mit 367 Mann, die Standeskompanie mit 340 und die Artillerie mit 64. Die Standeskompanie unter Oberstleutnant Johannes Burckhardt verliess ihre Kaserne am Steinenberg im raschen Schritt ohne Trommelschlag und setzte sich an die Kolonnenspitze. 40 ihrer Jäger unter Aide-Major Johann Lucas von Mechel bildeten die Vorhut der Basler. Die Berufssoldaten waren feldmässig mit Tornister ausgerüstet und trugen den Kaput mit Mantelkragen, obwohl Hochsommer war. Der Standeskompanie folgte die Artillerie unter Major August Wieland.

Die Artillerie führte vierspännig vier Sechspfünder und zwei Haubitzen mit. Man hatte keinen Train, weshalb Geschütze und Munitionswagen mit zivilen Fuhrleuten besetzt und mit deren Pferden bespannt wurden. Militärisches Manövrieren waren Mensch und Tier fremd. Die willkürliche Vermischung von Zivilisten und Soldaten bei der Artillerie sollte sich später bitter rächen. Dem Geschütztross folgte das Bataillon des Auszugs der Miliz, das im Uniformfrack und mit leichter Ausrüstung ins Feld zog. Hinter dem Auszug marschierte das Landwehrbataillon mit 480 Mann.

Der Infanterie der Landwehr folgte schliesslich ihre Artillerie mit vier Vierpfündern. Dahinter zogen 40 Scharfschützen unter Major Christoph Ryhiner ins Feld zu denen sich 20 patriotische Studenten gesellten. 13 Fuhrwerke die mit Stroh ausgelegt waren wurden für den Transport von Verwundeten mitgeführt. Als Ambulanz dienten Missionsschüler und freiwillige Bürger. Ferner begleiteten 10 zivile Ärzte und Chirurgen die Truppe. Am Schluss kam die Kavallerie von Oberstleutnant Franz Lukas Landerer mit 20 Mann. Durch das Aeschentor verliess die Kolonne Basel.

Basels Truppen trennen sich versehentlich

Mitten in einem Schwarm von Offizieren ritt Benedikt Vischer mit seinen Truppen in den dichten Nebel vor dem Aeschentor. Er schwenkte mit der Kolonne nach Osten Richtung Birsfelden. Ihm entging, dass wichtige Teile seiner kleinen Armee buchstäblich im Nebel entschwanden. Die Landwehr ging nämlich ihrem Befehl gemäss geradeaus via Reinacherstrasse zum Ruchfeld um das Birstal abzuriegeln. Mit ihr zog der Rest der Kolonne. Etwa die Scharfschützen und die Wagen für die Verwundeten, die eigentlich zu Vischers Hauptmacht gehörten.

Mit Oberst Vischers umfangreichem Gefolge ritt auch Oberstleutnant Landerer, der ebenfalls nicht mitbekommen hatte dass ihm seine Truppe abhanden gekommen war. Beim Abmarsch hatte er nämlich dem Leutnant der die Kavallerie auf dem Marsch führte erklärt, dass ihr Platz am Kolonneende sei. Dabei hatte Landerer es wohl versäumt, nähere Anweisungen zur Route der Hauptmacht zu geben, die sie begleiten sollten. Nun ritt die Kavallerie gemächlich zum Ruchfeld, während ihr Chef an der Kolonnenspitze unterwegs in eine andere Richtung war.

Die Landwehr war von der Militärkommission quasi vor Basels Mauern platziert worden. Zwar sollte sie Vischers Korps unterstützen indem sie ihm den Rücken zum Birsigtal hin freihielt. Zugleich hatte sie aber auch Befehl die Stadt zu schützen, weshalb sie sich nicht zu weit von ihr entfernen durfte. Mit Posten vom Galgenhügel via St.Jakob bis zur Birsbrücke bei Münchenstein blieb die Landwehr in Stadtnähe. Landerers Kavalleristen ritten als Melder zwischen der Landwehr und Basel hin und her, während Vischers Hauptmacht ohne Verbindung in den Nebel zog.

Der Plan für den Feldzug sah vor, über Muttenz nach Pratteln zu gehen. Dort sollten sich die Basler Truppen teilen. Ein Teil sollte über die hinter dem Dorf liegende Anhöhe des Erli unter Umgehung der Hülftenschanze Richtung Frenkendorf ins Ergolztal stossen, während die andere Abteilung die Hülftenschanze frontal angehen sollte. Nach der Überwindung des Sperrriegels wäre der weitere Weg nach Liestal offen gewesen. Man wollte die von den Baselbietern ausgebaute Hülftenschanze als heikles Hindernis aus zwei Richtungen zugleich angehen.

Kein Widerstand in Muttenz

Als Vischers Truppe die Birsfelder Brücke passiert hatte und die Strasse nach Muttenz einschlug, krachten vom Hardhübel her erste Schüsse. Die Jäger der Vorhut schossen zurück und machten nur Löcher in den Nebel. Die Landschäftler suchten gar nicht ein Feuergefecht aus. Ihre Schüsse waren nur das Signal dafür dass man die anrückenden Basler gesichtet hatte. Auf dieses Zeichen hin zogen sich alle Baselbieter Posten an der Birs bis hinauf zur Münchensteiner Brücke umgehend zurück um sich oberhalb von Muttenz zu sammeln.

Aus dem Birseck hätte Jakob von Blarer mit Verstärkung in Muttenz eintreffen sollen. Er hatte aber den Marschbefehl sehr spät erhalten und brachte eilig gerade 160 Mann zusammen. Von einem rechtzeitigen Eintreffen konnte keine Rede sein. So blieben die Muttenzer angesichts der heranrückenden Basler auf sich alleine gestellt. Gegen 07.00 Uhr lichtete sich der Morgennebel. Die baslerische Vorhut näherte sich dem Dorf. Die Jäger der Standeskompanie rückten auf der Strasse an, während an den Flanken über die Felder je eine Jägerkompanie der Miliz vorging.

In Muttenz läuteten die Kirchenglocken Sturm bis die Basler Truppen in die Nähe kamen. Johann Lucas von Mechel zog durch die Seitengassen mit seiner Vorhut der Standeskompanie ins Dorf, begleitet durch die erste Kompanie Jäger der Miliz unter Leutnant Christoph Buxtorf. Alles war ruhig. Die wehrpflichtigen Männer hatten sich in bewaldete Hänge im Süden zurückgezogen. Nur alte Leute, Frauen und Kinder waren im Dorf geblieben. Oberst Benedikt Vischer erkannte dass von Muttenz keine Gefahr ausging. Er liess seine Truppen nach Pratteln weitermarschieren.

Zur selben Zeit in Liestal

Der Brief den die Militärkommission im Auftrag des Kleinen Rates am gegen 01.30 Uhr nach Liestal schickte, hätte vielleicht das Blatt noch wenden können - wäre er rechtzeitig angekommen. Aber er wurde wie eine Bagatelle spediert anstatt durch einen Boten überbracht zu werden. So kam er erst gegen 07.00 Uhr in Liestal an. Der Brief war, als er geschrieben wurde, als Warnung vor einer weiteren Eskalation gedacht. Doch als er ankam, war das Basler Militär bereits bewaffnet losmarschiert. Noch hatte man aber in Liestal nicht alle Informationen.

Einige Regierungsräte erkannten, dass der Brief eine Militäraktion androhte wenn es zu Gewaltakten gegen loyale Gemeinden käme. Doch es war alles getan worden, um solche Übergriffe zu verhindern. Regierungsrat Meyer war persönlich ins Waldenburgertal gefahren, um dies sicherzustellen. Folglich schlossen die Optimisten unter den Versammelten, dass keine Gefahr drohe da man alles unter Kontrolle habe. Dennoch wurde der Generalmarsch geschlagen um zu mobilisieren. Die Liestaler begannen die Eingänge zur Stadt mit Barrikaden zu sperren.

Es gab es Männer in der Regierung, die das Beste hofften. Sie glaubten, dass ein Waffengang noch zu vermeiden sei, dass den aufgebotenen Wehrpflichtigen der Gang aufs Schlachtfeld erspart bliebe. Man hatte früher mehrfach vergebens einen Ausmarsch der Basler befürchtet. Stattdessen wollten sie ihre Bewaffneten einsetzen, um Ruhe und Ordnung in Liestal zu sichern. Dort machte sich steigende Aufregung breit und die Mannschaften liessen sich nicht am Ort halten. Vor Muttenz sollten jeden Augenblick die ersten Schüsse fallen.


daniel tschudin
Auf die Basler lauernd am Wartenberg

Am Wartenberg beobachteten Scharfschützen der Kompanie von Hauptmann Johannes Mesmer das Geschehen um das Dorf. Der 1791 geborene Mesmer war als Schlüsselwirt in Muttenz bekannt. Der Schlüssel war Treffpunkt für Freunde der Baselbieter Unabhängigkeit und Mesmer Mitglied der ersten provisorischen Regierung. Für seine Rolle im Aufstand 1831 wurde er von Basler Richtern zu zwei Jahren Gefängnis und sechs Jahren Einstellung des aktiven Bürgerrechts verurteilt. Die Haftstrafe wurde später reduziert und im August 1831 ganz erlassen.

Einer von Mesmers Schützen war der 29jährige Daniel Tschudin. Wie viele im Dorf war auch er Landwirt und verdiente sich einen Teil seines Broterwerbs mit dem Rebbau. Das Gesicht des Krieges hatte er als Bub im von zehn Jahren gesehen, als ihn am einem Aprilsonntag 1814 sein Vater mitnahm um die sich gefallene Festung Hüningen nahe der Grenze bei Basel anzusehen. Im Festungsgraben sah er überall die Gliedmassen toter Bayrische Jäger. Den Gestank sollte er nie mehr vergessen. Hinter einem Baum wartete Tschudin jetzt mit schussbereitem Stutzer.



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Beitrag erstellt 06.08.05 / Nachgeführt 31.07.23

Quellen:

August Bernoulli, Basel in den Dreissigerwirren, Band IV - Von der Anerkennung des Kantons Basel-Landschaft bis zur gänzlichen Trennung von 1833, 88. Neujahrsblatt der GGG, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1910, Seiten 36 bis 39 und 44

Martin Birmann, Beitrag "Der 3. August 1833", publiziert im Basler Jahrbuch 1888, herausgegeben von Albert Burckhardt und Rudolf Wackernagel, C.Detloff's Buchhandlung, Basel, 1888, Seiten 88 bis 93 und 98 bis 99

Rudolf Hauser-Oser, Beitrag "Der 3. August 1833 - Aufzeichnungen eines Augenzeugen", publiziert im Basler Jahrbuch 1884, herausgegeben von Albert Burckhardt und Rudolf Wackernagel, C.Detloff's Buchhandlung, Basel, 1884, Seiten 145 bis 146

Eduard His, Beitrag "Wilhelm Vischer-Bilfinger", publiziert in Basler Gelehrte des 19. Jahrhunderts, Verlag Benno Schwabe & Co, Basel, 1941, Seiten 125 bis 127 (biographische Fakten zu Benedikt Vischer)

Wilhelm Kradolfer, Beitrag "Aus Erinnerungsblättern eines Muttenzers", publiziert im Basler Jahrbuch 1938, herausgegeben von Ernst Jenny und Gustav Steiner, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1937, Seiten 101 bis 105 (zu Erinnerungen des Daniel Tschudin)

Eugen Anton Meier, Basel Einst und Jetzt, Buchverlag Basler Zeitung, Basel, 1995 (3. Auflage), ISBN 3-85815-266-3, Seite 126

Eduard Schweizer, Beitrag "Der Sieg der Schweizerischen Regeneration im Jahr 1833", publiziert in Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, Band 46, Verlag der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft, Basel, 1947, Seiten 104 bis 106, 116 und 123 bis 124

Fritz Sutter, "Wo nä Stärn stoht uf em Stei" Blätter aus der Prattler Ortsgeschichte, Verlag Prattler Anzeiger, Pratteln, 1992, Seiten 28 bis 29

Adolf Vischer, Anhang - "Beleg IX" (Tagesbefehl 3. August 1833), publiziert in Die Geschichte des dritten August 1833, Verlag Felix Schneider, Basel, 1888, Seiten 67 bis 68

Fritz Vischer, Beitrag "Erlebnisse von Remigius Merian zum Roten Haus am 3. August 1833", publiziert im Basler Jahrbuch 1905, herausgegeben von Albert Burckhardt-Finsler, Rudolf Wackernagel und Albert Gessler, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1904, Seiten 159 bis 161

Gustav Adolf Wanner, "Zum Oberen Aarau am Heuberg", publiziert in Häuser Menschen Schicksale, Band 1, Buchverlag Basler Zeitung, Basel, 1985, ISBN 3 85815 126 2, Seite 113

Karl Weber, Die Revolution im Kanton Basel 1830-1833, Verlag Gebrüder Lüdin. Liestal 1907, Seiten 210 bis 213

Diverse Autoren, Beitrag "Mesmer Johannes", publiziert im Personenlexikon des Kantons Basel-Landschaft, Verlag des Kantons Basel-Landschaft, Liestal, 1997, ISBN 3-85673-251-9, Seite 110

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